Wundheilung

Story

Wenn Wunden nicht heilen wollen

Zuletzt aktualisiert am 06. Juli 2021 Erstmals publiziert am 28. Februar 2019

Anna S. ist 81 Jahre alt. Sie lebt alleine. Den kleinen Haushalt hat sie immer noch gut im Griff, sorgt für sich und ihre 15-jährige Katze. Nur die Beine wollen nicht mehr so richtig. Vor allem am Morgen spürt sie es, das Aufstehen ist zuweilen schmerzhaft bis das Blut wieder richtig zirkuliert. Anna S. hat Diabetes mellitus. Bei einer Routine-Kontrolle beim Hausarzt dann die schlechte Nachricht: Anna S. hat an einem ihrer Füsse eine offene Wunde, die sich bereits infiziert hat. Anna hat es selbst gar nicht gemerkt. Der Hausarzt schickt sie notfallmässig in die Wundsprechstunde ins USZ zur Wundbehandlung.

Schlechte Wundheilung als Risiko

Normalerweise heilen Wunden spontan ab. Voraussetzung dafür ist eine gute Durchblutung der betreffenden Stelle. Erst wenn eine Wunde nach mehreren Wochen adäquater Behandlung nicht abheilen will, spricht man von einer chronischen Wunde.

Diabetes mellitus kann ein Grund dafür sein, denn die Zuckerkrankheit führt zu einer zunehmenden arteriellen Durchblutungsstörung. Erschwerend hinzu kommt, dass der Diabetes die Nerven schädigt.

Oft spüren Patienten deshalb offene Stellen gar nicht. Liegen diese Wunden an schwer zugänglichen Orten, z.B. an der Fuss-Sohle, können sie während einiger Zeit unentdeckt bleiben, sich infizieren und schliesslich zu tiefen Ulzerationen führen. Eine professionelle Wundberatung und -pflege ist in solchen Fällen dringend notwendig, um Schlimmeres zu verhindern.

Wunden behandeln ist Sache von Experten

Am USZ werden die komplexen Fälle in einer wöchentlichen interdisziplinären Wundsprechstunde besprochen. Die Spezialisten verschiedener Fachdisziplinen – Angiologen, Dermatologen, aber auch Gefässchirurgen und Orthopäden sowie Wundexperten – diskutieren die einzelnen Fälle und legen einen individuellen Behandlungsplan fest. Fallweise werden zudem Ernährungsberatung oder Physiotherapie hinzugezogen, um eine umfassende Behandlung sicherzustellen. Eine zentrale Rolle kommt in der weiteren Versorgung den Wundexpertinnen aus der Pflege zu. Sie betreuen die Patientinnen und Patienten über Wochen oder sogar Monate und sind für diese oft eine der wichtigsten Bezugspersonen im Heilungsprozess.

Sina Bächler ist Wundexpertin am USZ und beschreibt, was sie an der Wundbehandlung fasziniert:

«Die Wundbehandlung ist eine sehr komplexe Aufgabe. Jede Wunde ist anders, wir müssen in jeder Situation viele Faktoren beachten, die Versorgung immer wieder anpassen und den Heilungsverlauf mit einbeziehen. Nur so können wir die Wundheilung erreichen. Wir betreuen unsere Patientinnen und Patienten oftmals über einen längeren Zeitraum. Als Wundberaterinnen unterstützen wir zudem die Abteilungen bei der Wundbeurteilung und Wundversorgung. Einige Patientinnen sehen wir danach für die Nachsorge im ambulanten Wundzentrum wieder».