Story

«Schmerzfrei zu sein, ist überwältigend»

Zuletzt aktualisiert am 21. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 16. Januar 2020

Ein Tumor schädigte einen Nervenstrang und führte bei Maria Maget zu bleibenden Schmerzen.

«Mir geht es super. Ich bin 62, habe einen Beruf, der mir Freude macht, einen tollen Sohn, eine Familie, die mich trägt, und vor ein paar Jahren habe ich mit meiner Schwester eine Alters-WG gegründet, die besser funktioniert, als wir es je zu träumen wagten. Und ich habe meinen Krebs besiegt. Davon zurückgeblieben sind dauerhafte Schmerzen im Rücken, und meine linke Hand ist feinmotorisch eingeschränkt. Der Tumor sass am Lungenrand und war um einen daneben verlaufenden Nervenstrang gewachsen. Das führte zu Druck auf die Nerven und hat sie geschädigt. Nur wegen der dadurch entstandenen Schmerzen wurde aber überhaupt entdeckt, dass ich Krebs habe. Denn ich hatte sonst keinerlei Beschwerden, die darauf hindeuteten. Nur die quälenden
Schmerzen im linken Arm und im linken Schulterblatt. Als mein Hausarzt die Ursache meiner Schmerzen nicht herausfand und keine Behandlung anschlug, schickte er mich zum
MRI. Da wurde der Tumor erkannt; das war vor sechs Jahren. Ich machte eine Chemotherapie und wurde bestrahlt. Der Tumor wurde dadurch kleiner und konnte schliesslich operativ komplett entfernt werden. Ein Riesenglück! Der Nervenstrang, um den er gewachsen war, war aber dauerhaft geschädigt, und bei der Operation entstanden notgedrungen weitere Verletzungen. Darum blieben meine Schmerzen. Sie sind stechend, wie mit einem Messer, oder wie ein Schnitt mit einer Rasierklinge. Und sie sind immer da, wenn auch in Wellen.

Endlich eine wirksame Therapie
Ich bin ein positiv eingestellter Mensch. Deshalb nenne ich meine Schmerzen auch immer einen Kollateralschaden. Hätte ich sie nicht gehabt, wäre ich wohl schon an Krebs gestorben. Darum haderte ich auch nie damit. Aber sie machten dennoch etwas mit mir. Wie stark die Schmerzen mich auch unbewusst einschränkten, habe ich jedoch erst gemerkt, als es gelang, sie in den Griff zu bekommen.
Ich hatte von Anfang an grosses Vertrauen in meine Ärztinnen und Ärzte am USZ. Als ich nach der Krebstherapie zur Behandlung ans Schmerzambulatorium kam, fühlte ich mich auch dort ernst genommen und gut aufgehoben. Ich probierte verschiedene Methoden und Medikamente aus: Tabletten, Sprays… nichts half; von einem Medikament bekam ich massive Nebenwirkungen. Es hat also schon etwas Geduld gebraucht. Aber wir haben nicht aufgegeben, und nach einigen Versuchen fanden wir denn auch eine wirksame Therapie. Nun bekomme ich regelmässig im Ambulatorium einen Wirkstoff intravenös verabreicht. Dadurch bin ich für einige Zeit schmerzfrei.

Die Schmerzen gehören dazu 
Als ich den Effekt zum ersten Mal erlebte, war es überwältigend. Mit den Schmerzen war ich motorisch unsicher und kraftlos, hatte Angst zu stürzen. Bin ich schmerzfrei, kann ich mich frei bewegen, fühle mich dynamisch und sicher. Das entspricht meinem Charakter. Weil ich dann auch besser schlafen kann, bin ich erholt und frisch, einfach frei im Kopf. Während meiner Krebstherapie gab es eine Phase, in der ich mich vom Leben ausgeschlossen fühlte, weil ich völlig erschöpft war. Nun stellte ich fest, dass die Schmerzen etwas ganz Ähnliches bewirkt hatten. Mir war das nur nicht bewusst; die Schmerzen gehörten mittlerweile einfach dazu. Ich konnte sie auch akzeptieren. Aber ohne sie kann ich wirklich ich sein. Das ist einfach grossartig.»