Pneumothorax

Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft im Pleuraspalt (zwischen Lunge und Brustkorb) an. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie Luft dorthin gelangt – und damit auch unterschiedliche Ursachen für das Krankheitsbild. Manche verspüren kaum Symptome, während andere hauptsächlich Atemnot und Brustschmerzen erleben. Eine gefährliche Variante ist der Spannungspneumothorax, der lebensbedrohlich sein kann.

Überblick: Was ist ein Pneumothorax?

Ein Pneumothorax bedeutet, dass Luft in den Pleuraspalt gelangt ist. Da dadurch der normalerweise im Pleuraspalt vorherrschende Unterdruck aufgehoben wird, kann die Lunge teilweise oder ganz kollabieren. Der Pleuraspalt ist ein virtueller Raum zwischen den beiden Schichten („Blättern“) des Brustfells (Pleura):

  • inneres Lungenfell, welches die Lungenflügel umhüllt (Pleura visceralis oder Pleura pulmonalis)
  • äusseres Lungenfell, das die Innenwand des Brustkorbs auskleidet (Pleura parietalis)

Im Pleuraspalt ist eine geringe Menge Flüssigkeit, damit sich die zwei Pleurablätter reibungsfrei gegeneinander verschieben können und durch den dort herrschenden Unterdruck ist die Lunge in der Brusthöhle aufgespannt. Die Lunge folgt so den Atembewegungen des Brustkorbs.

Sammelt sich beim Pneumothorax Luft im Pleuraspalt an, wird der Unterdruck aufgehoben, die Lunge kollabiert teilweise oder ganz und die Atemfunktion ist eingeschränkt. Das Wort Pneumothorax bedeutet übersetzt so viel wie „Luft im Brustkorb“ (von „pneuma“ = Luft und „Thorax“ = Brustkorb)

Pneumothorax – Häufigkeit und Alter

Der primäre Spontanpneumothorax tritt ohne ersichtliche Ursache bei Menschen auf, deren Lunge eigentlich gesund ist. Lässt sich keine Ursache finden, spricht man von „idiopathisch“. Typisch ist, dass bevorzugt junge, schlanke Männer, aber auch Frauen, insbesondere im Alter zwischen zirka 15 und 35 Jahren an dieser Form erkranken.

Ein Spontanpneumothorax ist bei Männern deutlich häufiger als bei Frauen. Etwa 2.5 von 10‘000 Männern sind betroffen, aber nur 1 von 10‘000 Frauen. Hausärztinnen und -ärzte müssen in ihrer Praxis mit ungefähr eine betroffene Person pro Jahr rechnen.

pneumothorax Röntgenbild

Totalkollaps der linken Lungenseite im Sinne eines Pneumothorax in einer Röntgenaufnahme im Stehen in a.p-Technik.

Pneumothorax: Ursachen und Risikofaktoren

Ein Pneumothorax kann verschiedene Ursachsen haben. Grundsätzlich gibt es aber zwei Möglichkeiten, wie die Luft in den Pleuraspalt gelangt:

  • Von aussen: Die Ursachen kann ein Unfall (Trauma) sein (traumatischer Pneumothorax). Beispiele: Stich- oder Schussverletzungen, offener Rippenbruch nach einem Sturz oder ärztliche Eingriffe (z.B. Katheter, Pleurapunktion, Operation).
  • Von innen: Die Luft gelangt durch einen Riss in der Lunge in den Pleuraspalt. Die Ursachen sind meist bestehende Lungenerkrankungen, kann aber ebenso traumatisch durch eine die Lunge verletzenden Rippenbruch, einen Tauchunfall oder durch Überdruckbeatmung ausgelöst werden.

Primärer und sekundärer Spontanpneumothorax

Daneben nehmen wir noch eine andere Unterscheidung beim Pneumothorax vor:

  • Primärer Spontanpneumothorax: Die Erkrankung tritt ohne erkennbare Ursache plötzlich, ohne Vorwarnung und ohne äussere Einwirkung auf – dies ist die häufigste Form. Meist platzen in der Lunge kleine Lungenbläschen (Alveolen) und Luft dringt in den Pleuraspalt ein. Der wichtigste Risikofaktor für diese Form des Pneumothorax ist das Rauchen. Kapp 90 Prozent der ­Patientinnen und Patienten mit einem primären Pneumothorax sind Rauchende. Bei Frauen erhöht Rauchen das Risiko für einen Pneumothorax um das 9-fache, bei Männern um das 22-Fache. Oft erkranken schlanke, grosse Menschen unter 40 Jahren – Eine eigentliche Lungengerüsterkrankung findet sich bildgebend jedoch nicht.
  • Sekundärer Spontanpneumothorax: Die Ursachen sind bereits vorhandene Lungenerkrankungen. Sie schädigen die Lunge mit der Zeit und schliesslich können Lungenbläschen platzen. Mögliche Erkrankungen sind Lungenemphysem („Überblähung“ der Lunge), Asthma bronchiale, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), Lungenkrebs, Lungenabszess, Infektionen der Lunge (z.B. Tuberkulose), die erblich bedingte Mukoviszidose oder selten eine Endometriose (katamenialer Pneumothorax). Bei einigen dieser Lungenkrankheiten ist wiederum das Rauchen ein wichtiger Risikofaktor. Meist sind Menschen im mittleren und höheren Lebensalter von einem sekundären Spontanpneumothorax betroffen.

Spannungspneumothorax – lebensgefährliche Komplikation

Der Spannungspneumothorax (Ventilpneumothorax) ist ein Notfall, bei dem man sofort handeln muss. Die Erkrankung ist lebensbedrohlich, weil es durch den Überdruck im Pleuraspalt zu einer Verschiebung des Herzens auf die gesunde Seite kommt und dadurch die grossen zum Herzen führenden Venen zusammengedrückt werden. Durch das Zusammedrücken ist der venöse Rückfluss zum Herzen unterbrochen (oder reduziert) und es kommt zum Herz-Kreislauf-Schock. Beim Spannungspneumothorax liegt eine Lungen- oder Brustwandverletzung vor, die beim Einatmen Luft in den Brustkorb pumpt. Durch einen Ventilmechanismus des defekten Gewebes dringt bei jedem Atemzug Luft in den Pleuraraum ein, die nicht mehr entweichen kann – so füllt sich der Raum immer weiter mit Luft. Durch den entstehenden Überdruck kollabiert die Lunge und zusätzlich wird der mittlere Raum zwischen den Lungenflügeln (Mediastinum) mit dem Herz auf die gesunde Seite hin verschoben. Am raschesten kommt es zu einer bedrohlichen Situation, wenn die Patientinnen und Patienten beatmet sind, da während der Beatmung Luft durch den Beatmungsschlauch mit Druck in die Lunge gepumpt wird.

Symptome und Diagnostik: Pneumothorax verursacht oft Atemnot

Die Symptome bei einem Pneumothorax können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ausschlaggebend ist, wie viel Luft in den Pleuraspalt eingedrungen, respektive wie stark die Lunge kollabiert ist. Manche erleben nur geringe Beschwerden (vergleiche unten), die kaum spürbar und nicht sehr spezifisch sind, während andere lebensbedrohliche Zustände entwickeln, wenn die Lungenkapazität der Patientinnen und Patienten eingeschränkt oder die Lunge ganz kollabiert ist.

Folgende Anzeichen können auf einen Pneumothorax hindeuten:

  • Atemnot, die plötzlich einsetzt – bis hin zum Erstickungsgefühl
  • beschleunigte Atmung (Tachypnoe)
  • leichtes Druckgefühl oder Schmerzen in der Brust – manchmal treten sie in Intervallen auf, zudem können sie in die Schultern, Arme, den Kopf oder Rücken ausstrahlen
  • trockener Husten, der schmerzhaft sein kann
  • Blaufärbung der Haut (Zyanose), wenn die Atemnot schwer und der Sauerstoffmangel im Blut hoch ist
  • Hautemphysem: Luft sammelt sich unter der Haut an, wenn eine Verletzung die Ursache des Pneumothorax ist. Bei leichtem Druck auf die Haut ist ein Knistern oder Knirschen fühlbar, als würden Sie Schnee zusammendrücken.
  • Spannungspneumothorax: Es kommen weitere Symptome hinzu: erst schneller Herzschlag (Herzrasen, Tachykardie), dann verlangsamter Herzschlag (Bradykardie), Blutdruckabfall (Hypotonie) und zunehmende Luftnot – die Erkrankung verschlechtert sich meist schnell und es droht ein akutes Herz-Kreislauf-Versagen. Wenn man nicht sofort eingreift und für eine Druckentlastung sorgen, überleben viele Betroffene nicht. Beatmete Patientinnen und Patienten sind besonders gefährdet.

Die Diagnose erfolgt durch die klinische Untersuchung, respektive radiologisch, eine Computertomografie kann beim sekundären Pneumothorax sinnvoll sein.

Pneumothorax: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Die wichtigste Massnahme, mit der Sie einem Pneumothorax vorbeugen können, ist das Vermeiden von inhalativen Noxen, wie zum Beispiel Rauchen, Marihuana oder andere inhalative Drogen.

Bei Rauchenden ist ein Rauchstopp medizinisch empfohlen, um einem Rückfall vorzubeugen. Denn wenn Sie weiter rauchen, beträgt das Rezidivrisiko vier Jahren nach dem ersten Pneumothorax 70 Prozent. Gelingt ein Rauchstopp, sinkt das Risiko auf 40 Prozent.

Einem Pneumothorax vorbeugen können Sie zudem, wenn Sie bestehende Lungenerkrankungen rechtzeitig und ausreichend behandeln lassen, etwa Asthma bronchiale oder COPD.

Besondere Massnahmen zur Früherkennung eines Pneumothorax gibt es nicht. Allerdings sollten Sie bei Symptomen wie Atemnot oder Brustschmerzen immer zeitnah Ihre Ärztin oder Ihren Arzt aufsuchen. So findet man heraus, was hinter den Beschwerden steckt.

Verlauf und Prognose beim Pneumothorax

Der Verlauf und die Prognose beim Pneumothorax sind in den meisten Fällen günstig. Der Spontanpneumothorax heilt meist innerhalb weniger Tage (bis Wochen) ohne Folgen wieder aus. Allerdings besteht ein gewisses Risiko, dass der Pneumothorax erneut auftritt (Rezidiv). Eine Operation, die man bei einer 1. Wiederholung des Krankheitsbildes empfiehlt, erzielt sehr gute Erfolge – die Gefahr wird dadurch deutlich verringert, dass sich auf der behandelten Seite nochmals ein Pneumothorax bildet. Sie können anschliessend wieder einen normalen Alltag leben, Ihren Beruf ausüben oder Sport treiben.

Pneumothorax: Behandlung hängt vom Ausmass ab

Die Behandlung des Pneumothorax hängt davon ab, welche Ursache zugrunde liegt, wie ausgeprägt der Lungenkollaps und wie schwer die Erkrankung ist. Eine wichtige Rolle bei der Wahl der Therapie spielen aber auch die Symptome, die eine Patientin oder ein Patient hat. Einen primären Spontanpneumothorax ohne erkennbare Ursache, der zum ersten Mal auftritt und klein ist, behandeln wir in der Regel ohne Operation, allenfalls aber mit einer Drainage. Patientinnen und Patienten bleiben einige Tage im Spital und wir kontrollieren den Pneumothorax in engen Abständen mittels klinischer und Röntgenuntersuchung. Wir beobachten, wie sich die Erkrankung entwickelt. Meist nimmt der Körper die Luft im Pleuraspalt innerhalb einiger Tage selbst auf und der Pneumothorax heilt ohne Komplikationen wieder aus. Manchmal verabreichen wir zusätzlich Sauerstoff, um diesen Prozess zu fördern.

Bei einem operativen Eingriff wird vom Institut für Anästhesiologie das individuell auf Sie angepasste Anästhesie-Verfahren ausgewählt.