Oraler Lichen Planus

OLP, Knötchenflechte

Der Orale Lichen planus (OLP), auch Knötchenflechte genannt, ist eine Autoimmunkrankheit, welche die Schleimhäute befällt. Es bilden sich weissliche Knötchen oder netzartige Veränderungen an der Mundschleimhaut. Gewisse Formen können Beschwerden im Sinne von Schmerzen oder Brennen verursachen.

Als Lichen ruber planus kann die Knötchenflechte auch die Haut bedecken– oft an den Handgelenken, an den Knöcheln oder am Unterschenkel. Die Symptome lassen sich mit Kortison meist gut behandeln. In der Mundschleimhaut verläuft die Krankheit oft chronisch.

Überblick: Was ist Oraler Lichen planus?

Der Begriff „Lichen“ stammt aus der Botanik und bezeichnet Pflanzen, die als Flechten bekannt sind. „Planus“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Oberfläche. Oraler Lichen planus ist eine chronisch entzündliche Erkrankung der Mundschleimhaut. Neben der Mundschleimhaut können auch die Haut oder Genitalschleimhäute betroffen sein. Auffällig ist bei oralem Lichen planus die netzartige, weisse Struktur, die auf den Schleimhäuten zu sehen ist. Die weissen Linien werden nach ihrem Entdecker auch Wickham-Streifen genannt. Was genau diese Krankheit verursacht, ist bisher nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch eine autoimmune Ursache angenommen. Die Beschwerden treten meistens in Schüben auf und verschwinden nach einigen Monaten. Bei chronisch verlaufendem Lichen planus besteht die Sorge, dass sich aus den Knötchen Krebs entwickelt. Deshalb ist eine engmaschige Kontrolle wichtig. Alle Formen vom oralen Lichen planus  sind nicht ansteckend.

Oraler Lichen planus: Häufigkeit und Alter

Oraler Lichen planus kommt relativ häufig vor: Rund zwei Prozent aller Menschen in der Schweiz leiden an dieser Krankheit. Dabei sind Menschen mittleren Alters häufiger betroffen: Die Krankheit tritt vor allem zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf. Bei manchen Patienten ist nur die Mundschleimhaut befallen, bei anderen sind es zusätzlich auch Stellen auf der Haut. Männer und Frauen sind gleichermassen betroffen, nach manchen Studien Frauen auch etwas häufiger. Der Lichen planus auf der Mundschleimhaut tritt deutlich häufiger auf als der auf der Haut. Doch auch Lichen ruber planus zählt zu den häufigsten Hautkrankheiten.

Oraler Lichen planus: Ursachen und Risikofaktoren

Die Ursache des oralen Lichen planus ist bisher noch nicht vollständig geklärt. Es ist jedoch bekannt, dass die T-Lymphozyten – Zellen des Immunsystems – eine Rolle spielen. Sie befinden sich unter der Oberhaut (Epidermis) und greifen von dort die Zellen der Oberhaut an. Eine genetische Veranlagung scheint jedoch auch ein Risikofaktor zu sein: In manchen Familien weisen mehrere Familienmitglieder die Krankheitssymptome auf.

Oraler Lichen planus: Symptome

Der orale Lichen planus kann an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten. An der Mundschleimhaut zeigen sich weissliche Veränderungen, welche fleckig oder netzartig sein können. Gewisse Formen des OLP verursachen oft keine Beschwerden. Erosive oder ulzerierende Formen, die eine offene, angegriffene Oberfläche aufweisen, können zu Schmerzen oder Brennen der Mundschleimhaut führen. Insbesondere beim Genuss von sauren oder scharfen Speisen und Getränken können Beschwerden auftreten.

Formen des oralen Lichen planus

Beim Oralen Lichen planus werden weisse und rote Formen unterschieden. Bei der weissen Form bilden sich weissliche Flecken oder Streifen (sog. Wickham-Streifen) an der Mundschleimahut. Sehr oft sind die Wangenschleimhaut, der seitliche Zungenrand betroffen, seltener der Zahnfleischrand. Die weissen Formen verursachen in der Regel keine Beschwerden und müssen nicht behandelt werden. Jedoch ist eine regelmässige Kontrolle mindestens alle 6 bis 12 Monate beim Zahnarzt/Zahnärztin notwendig. Rote Formen wie der erosive orale Lichen planus gehen häufig mit Beschwerden einher. In diesem Fall ist dann auch eine medikamentöse Behandlung notwendig.

Wer vom Lichen ruber planus der Haut betroffen ist, hat in den meisten Fällen gleichzeitig auch einen oralen Lichen planus der Mundschleimhaut. Anders herum entwickelt nur jede fünfte betroffene Person eines oralen Lichen planus auch die Knötchenflechte auf der Haut.

Lichen planus mucosae: Diagnose bei uns

Zunächst wird die gesamte Mundschleimhaut untersucht und häufig auch fotografisch dokumentiert. Mit einem Abstrich der betroffenen Bereiche können wir eine Pilzinfektion mit beispielsweise Candida albicans ausschliessen. Sollte ein Pilzinfekt vorliegen, wird zuerst diese medikamentös behandelt. Danach kann durch eine Gewebeprobe (Biopsie) die Diagnose eines oralen Lichen planus gestellt werden.

Oraler Lichen planus: Vorbeugen, Früherkennung und Prognose

Eine Früherkennung des oralen Lichen planus geschieht oft durch den Zahnarzt/Zahnärztin oder die Dentalhygieniker/in. Vorbeugen lässt sich die Erkrankung nicht. Wichtig sind eine gute Mundhygiene und das Vermeiden jeglicher Reizungen und Verletzungen der Mundschleimhaut. Durch Verletzungen der Schleimhaut können bei bereits bestehendem OLP ein erneuter Schub ausgelöst werden kann.

Wenn bei Ihnen schon einmal einem oralen Lichen planus aufgetreten ist, sollten Sie auf Folgendes achten:

  • Achten Sie darauf, Ihre Mundschleimhäute nicht zu verletzen.
  • Gehen Sie regelmässig zur Kontrolle zum Zahnarzt oder zur Zahnärztin.
  • Verzichten Sie auf Zigaretten, Alkohol und scharfe oder stark saure Speisen.
  • Lassen Sie Ihre Zähne regelmässig professionell reinigen.

Ein regelmässiger Kontrollbesuch beim Zahnarzt/Zahnärztin hilft, ein erneutes Auftreten von oralem Lichen planus rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.

Kann man einen oralen Lichen planus heilen?

Der orale Lichen planus ist eine chronische Erkrankung und eine Heilung ist oft nicht möglich. Das Ziel einer Therapie ist, die Beschwerden zu lindern.

Oraler Lichen Planus: Behandlung

Asymptomatische Formen des oralen Lichen planus müssen in der Regel nicht behandelt werden. Treten Beschwerden auf wird eine Therapie mit lokalen Kortikosteroiden begonnen. Dazu gibt es für die Mundschleimhäute Mundspülungen und –Salben/Gels. Da rund ein Drittel der Erkrankten während der Therapie mit Kortison eine Pilzinfektion bekommt, geben wir gleichzeitig prophylaktisch ein Anti-Pilzmittel dazu. In Fällen wo eine lokale Behandlung nicht den gewünschten Erfolg bringt, können auch systemische Kortikosteroide in Form von Tabletten eingesetzt werden.

Komplikationen bei Lichen ruber

Während Lichen ruber planus der Haut meist gut behandelt werden kann, ist die Therapie bei oralen Lichen planus im Mund oft langwierig. Im Durchschnitt bekommen Erkrankte die Symptome erst nach fünf Jahren in den Griff. Durch den chronischen Verlauf mit immer wieder auftretenden entzündeten Papeln besteht die Gefahr, dass diese sich auch bösartig verändern können. Offene Stellen können leicht eine Präkanzerose (Krebsvorstufe) bilden. Das tritt bei 0,4 bis 5,6 Prozent aller Erkrankten ein. Deshalb sind regelmässige Arztbesuche zur Kontrolle sehr wichtig.

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