Knochenbrüche

Fraktur

Bei Knochenbrüchen (auch Frakturen genannt) kommt es zu einer Kontinuitätsunterbrechung des Knochens. Ursache dafür ist oft eine starke Gewalteinwirkung oder ein vorgeschädigtes Knochengewebe. Mit der richtigen Behandlung heilen Frakturen in der Regel folgenlos aus. In komplizierten Fällen können Komplikationen auftreten. Typische Beschwerden können dann anhaltende Schmerzen oder eine eingeschränkte Beweglichkeit sein.

Überblick: Was sind Knochenbrüche?

Knochen geben dem menschlichen Körper Halt und schützen wichtige Organe wie zum Beispiel das Gehirn oder das Herz. Sie sind nicht nur stabil, sondern auch bis zu einem gewissen Grad deformierbar. Denn sie müssen verschiedene Kräfte wie Zug, Druck, leichte Biegung oder Drehung aushalten. Zusammen mit den Muskeln, Gelenken, Bändern und Sehen bilden die Knochen das Skelett. Eine weitere Aufgabe der Knochen ist es, Blutzellen zu bilden.

Knochenbrüche können auf unterschiedliche Weise entstehen, zum Beispiel durch äussere Gewalteinwirkung oder aufgrund bestimmter Vorerkrankungen. Dabei kommt es zu einer Kontinuitätsunterbrechung des Knochens. Mediziner sprechen in diesem Fall auch von einer Fraktur (vom Lateinischen „fractura“ = Bruch): Es bilden sich zwei oder mehrere Bruchstücke, die manchmal auch gegeneinander verschoben sind. Knochenbrüche sind in der Regel sehr schmerzhaft und erfordern eine schnelle, ärztliche Behandlung. Normalerweise heilen Knochenbrüche mit der richtigen Therapie folgenlos aus. Nur in manchen Fällen wie zum Beispiel bei komplizierten Brüchen oder wenn zusätzlich der Weichteilmantel verletzt wurde, kann der Heilprozess beeinträchtigt sein.

  • Geschlossener Bruch: Bei dem geschlossenen Bruch ist die Haut intakt und rein äusserlich ist die Fraktur manchmal nicht zu erkennen.
  • Offener Bruch: Bei einem sogenannten offenen Bruch sind neben den Knochen auch Haut und anderes Weichteilgewebe (z. B. Muskeln) von der Verletzung betroffen. Mitunter sind Knochenteile sichtbar und die Wunde blutet. Bei einem offenen Bruch ist die Gefahr für eine Infektion und gestörte Knochenheilung sehr gross. Daher sollte man die Wunde bis zur operativen oder konservativen Versorgung durch eine Ärztin oder einen Arzt mit einer sterilen Wundauflage abdecken und rasch einen Unfallchirurgen beiziehen.
  • Gelenkfraktur: Mitunter sind die Gelenke an der Verletzung beteiligt. Hier gibt es zum Beispiel die Gelenkfraktur, bei der die Gelenkflächen von dem Bruch betroffen sind (z. B. Malleolarfraktur).
  • Schaftfraktur: Sind die langen Röhrenknochen gebrochen, spricht man von Schaftfrakturen (z. B. Femurschaftfraktur)
  • Verrenkungsfrakturen: Bei sogenannten Verrenkungsfrakturen wiederum haben sich zusätzlich zum Knochenbruch die Gelenkflächen gegeneinander verschoben.
  • Trümmerfraktur: Neben den einfacheren Knochenbrüchen gibt es auch komplizierte Fälle. Dazu gehören zum Beispiel die Trümmerfraktur mit mehreren Knochenbruchstücken sowie Frakturen, bei denen durch die Verletzung Knochenenden oder -fragmente verschoben wurden (Frakturdislokation). Dabei können auch Muskeln, Sehnen und Bänder verletzt werden. Je grösser das Ausmass der Schädigung, desto langwieriger und schwieriger ist auch die Behandlung.
  • Grünholzbrüche: Eine Besonderheit bilden die sogenannten Grünholzbrüche bei Kindern. Hier bleibt die den Knochen umgebende Knochenhaut (Periost) unverletzt und hält den Knochen zusammen. Denn die Knochen von Kindern sind noch nicht vollständig mineralisiert und das Periost ist sehr elastisch. In der Regel heilen Grünholzbrüche schnell und gut aus. Sind allerdings die Wachstumsfugen der Knochen betroffen, können im späteren Verlauf Problem beim Knochenwachstum auftreten.

Alter und Häufigkeit (Knöchenbrüche)

Knochenbrüche können in jedem Lebensalter auftreten. Am häufigsten sind aber Kinder und Erwachsene über 60 Jahre betroffen. Der Grund: Kinder verletzen sich beim Spielen und Toben gelegentlich. Bei älteren Menschen ist dagegen das Risiko zu stürzen erhöht. Zudem verändert sich mit steigendem Lebensalter das Knochengewebe. Es wird weicher, poröser und dadurch brüchiger.

Von den insgesamt 206 Knochen, die ein Erwachsener besitzt, kann theoretisch jeder brechen. Besonders häufig betroffen sind aber zum Beispiel

  • Die Wirbelkörper
  • der Oberschenkelhals,
  • die Unterarmknochen,
  • die Rippen,
  • der Oberarmknochen oder
  • das Sprunggelenk.

Knochenbrüche: Ursachen und Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu Knochenbrüchen führen können. Generell unterscheidet man drei Auslöser.

  • Gewalteinwirkung von aussen: Diese kann direkt zum Beispiel durch einen Stoss oder Schlag erfolgen und führt unmittelbar am Ort der Gewalteinwirkung zu einem Bruch. Mechanische Einflüsse wie Stauchungen oder Drehungen dagegen wirken indirekt, sodass der Knochen an einer anderen Stelle als dem Ort der Gewalteinwirkung bricht.
  • Krankheit: In diesem Fall ist das Knochengewebe aufgrund einer Krankheit (z. B. Osteoporose) vorgeschädigt und dementsprechend empfindlich. Der Knochen bricht bei normaler Belastung und ohne erkennbaren Grund. Medizinerinnen und Mediziner sprechen dann auch von einer „pathologischen Fraktur“.
  • Überlastung: Hier kommt es durch eine langanhaltende, immer wieder auftretende mechanische Belastung zu Knochenbrüchen, zum Beispiel beim Marschieren oder beim Laufen (Ermüdungsfraktur).

Das sind die Risikofaktoren (Knochenbrüche)

Während die Knochen bei Kindern und jungen Erwachsenen noch wachsen und stabiler werden, kommt es ab etwa 30 Jahren langsam zu einem vermehrten Abbau von Knochensubstanz. Ab etwa 50 Jahren beschleunigt sich dieser Prozess immer mehr. Besonders Frauen sind davon betroffen. Normalerweise schützt das weibliche Geschlechtshormon Östrogen die Knochen vor einem zu schnellen Abbau an Knochensubstanz. Mit den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel und die schützende Wirkung des Hormons nimmt ab. Die Folge: Es wird übermässig viel Knochenmasse abgebaut und es entwickelt sich eine sogenannte Osteoporose. Die auch als „Knochenschwund“ bezeichnete Krankheit macht die Knochen porös, sodass sie besonders anfällig für Knochenbrüche sind.

Zudem gehen bestimmte Sportarten mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche einher. Dazu gehören zum Beispiel Skifahren, Snowboarden, Mountainbike oder Fussball.

Symptome: Knochenbruch oder andere Verletzung?

Knochenbrüche können verschiedene Symptome auslösen. Einige davon können unter anderem auch auf andere Verletzungen wie zum Beispiel Zerrungen oder Quetschungen hinweisen. Fachleute teilen die Anzeichen für einen Knochenbruch daher in sogenannte sichere und unsichere Frakturzeichen ein.

Unsichere Frakturzeichen

Zu den Symptomen, die auch durch andere Verletzungen hervorgerufen werden können, zählen zum Beispiel

  • Schmerzen,
  • Schwellungen,
  • Einnehmen einer Schonhaltung,
  • Blutergüsse sowie
  • die eingeschränkte Beweglichkeit des betroffenen Körperteils.

Sichere Frakturzeichen

Zu den sicheren Anzeichen für einen Knochenbruch gehören folgende Symptome:

  • sichtbare Knochen oder Knochenteilchen (bei einer sogenannten offenen Fraktur, bei der auch die Haut und andere Weichteile wie etwa Muskeln oder Bindegewebe verletzt sind),
  • Krepitationen (das Reiben von Knochenfragmenten aneinander),
  • Fehlstellungen von Gliedmassen sowie
  • abnorme Beweglichkeit des betroffenen Körperteils.

Knochenbrüche: Diagnose bei uns

Knochenbrüche erkennen wir oft auf den ersten Blick, wenn Knochenteile, Fehlstellungen oder eine unnatürliche Beweglichkeit zu sehen sind. Trotzdem werden wir Ihnen einige Fragen stellen, um Ihre Krankengeschichte zu erheben (Anamnese). Wichtige Informationen sind zum Beispiel:

  • Haben Sie Schmerzen? Wo sind sie am stärksten?
  • Wie ist die Verletzung entstanden (z. B. durch Unfall, Sport, Sturz)?
  • Wie gross war die Krafteinwirkung?
  • Wann war der Unfall?
  • Liegen Vorerkrankungen vor?

Nach den Fragen zur Krankengeschichte werden wir den betroffenen Körperteil vorsichtig untersuchen. Dazu tasten wir den Bereich ab und prüfen, ob Schwellungen vorliegen. Auch die umliegende Muskulatur wird in die Untersuchung miteinbezogen. Mitunter sind Knochenbrüche nicht sofort sichtbar. Eine sichere Diagnose können daher oft nur bildgebende Verfahren liefern.

Bildgebende Verfahren zur Diagnosesicherung

In der Regel führen wir eine Röntgenuntersuchung in zwei Ebenen durch, um den Verdacht auf einen Knochenbruch zu bestätigen. Vor allem bei Becken- oder Wirbelkörperfrakturen kommt die Computertomografie (CT) zum Einsatz. Dieses Verfahren liefert genauere Bilder und zusätzliche Informationen, die durch eine einfache Röntgenaufnahme nicht zu erfassen sind. Besteht der Verdacht, dass das Weichteilgewebe verletzt ist, wird gelgentlich die sogenannte Magnetresonanztomografie (MRT) verwendet. Mithilfe der Sonografie (Ultraschalluntersuchung) lassen sich zum Beispiel gleichzeitig vorliegende Verletzungen bestimmter Sehnen nachweisen. Mittels SPECT/CT können zudem okkulte (verborgene) Knochenbrüche sichtbar gemacht werden und die Heilung von komplizierten Knochenbrüchen beurteilt werden.

Knochenbrüche: Vorbeugen, Früherkennung, Prognose

Viele Knochenbrüche erkennt man in der Regel schon daran, dass sie starke Schmerzen verursachen oder die betroffenen Gliedmasse eine abnormale Stellung einnehmen. Manchmal bleibt eine Fraktur aber auch unentdeckt. Das ist zum Beispiel bei Ermüdungsfrakturen der Fall oder wenn ein Zehenknochen bricht. Ohne die richtige Behandlung kann es aber passieren, dass der Knochen nicht mehr richtig zusammenwächst. Dauerhafte Schmerzen oder Einschränkungen der Beweglichkeit können dann die Folge sein. Lassen Sie eine Verletzung daher im Zweifel immer von einer Ärztin oder einem Arzt begutachten. Vor allem, wenn sich Beschwerden wie Schmerzen verstärken, könnte das ein Hinweis auf einen Knochenbruch sein.

So können Sie Knochenbrüchen vorbeugen

Unfälle, die oft Knochenbrüche verursachen, lassen sich nur bedingt vermeiden. Sie können aber trotzdem einiges tun, um Ihre Knochen zu stärken und so das Risiko für eine Fraktur zu senken. Vor allem Frauen sollten auf ihre Knochengesundheit achten. Denn mit zunehmendem Lebensalter und durch die hormonelle Umstellung in den Wechseljahren steigt das Risiko, an einer Osteoporose zu erkranken. Die auch als Knochenschwund bezeichnete Krankheit macht die Knochen porös und anfällig für Brüche. Verschiedene Massnahmen können das Osteoporose-Risiko senken:

  • Bewegungsmangel fördert den Abbau von Knochensubstanz. Achten Sie daher auf regelmässige, körperliche Aktivität, um Ihre Knochen gesund zu halten. Aber übertreiben Sie es nicht. Denn übermässig viel Sport schadet eher, als dass er nützt.
  • Kalziummangel schwächt die Knochen. Eine abwechslungsreiche Ernährung mit ausreichender Kalziumzufuhr durch Milchprodukte kann dem entgegenwirken.
  • Verzichten Sie wenn möglich komplett auf Zigaretten. Auch Alkohol sollten Sie nur mässig zu sich nehmen.
  • Falls Sie untergewichtig sind, sollten Sie versuchen, ihr Normalgewicht zu erreichen. Untergewichtige Frauen mit einem Body Mass Index von unter 20 erkranken öfter an Osteoporose.

Verlauf und Prognose (Knochenbrüche)

Einfache Brüche mit glatten Bruchkanten und wenigen Knochenfragmenten heilen mit der richtigen Behandlung in der Regel ohne Folgeschäden aus. Der verletzte Knochen ist dann genauso stabil wie vor dem Bruch. Generell wachsen die Knochen von Kindern schneller wieder zusammen (zum Teil innerhalb von drei Wochen). Bei Erwachsenen kann die Heilung bis zu zwölf Wochen dauern.

Je komplizierter eine Fraktur allerdings ist, desto schwieriger ist auch die Therapie. Dementsprechend lange kann auch der Heilungsprozess dauern. Dabei sind auch Komplikationen möglich, wie Infektionen oder nicht korrekt zusammengewachsene Knochen.

  • Pseudoarthrose: Hier ist der Bruch nach sechs Monaten noch nicht geheilt und an den Bruchenden hat sich ein falsches Gelenk gebildet. Oft passiert das, wenn der Bruch nicht ausreichend ruhiggestellt wurde.
  • Thrombose: Durch die lange Ruhigstellung können sich Blutgerinnsel Mitunter verstopfen dadurch Gefässe und es kommt zu einem Schlaganfall oder einer Lungenembolie. Wir verordnen daher blutverdünnende Medikamente, um das zu verhindern.
  • Entzündung von Knochenmark oder Knochengewebe durch Bakterien
  • Kompartmentsyndrom: Dabei kommt es zu Gewebeschwellungen, die zu einer Störung der Durchblutung und im schlimmsten Fall zu einem Absterben von Gewebe führen. Das auch als Muskelkompressionssyndrom bezeichnete Phänomen ist ein medizinischer Notfall, der so schnell wie möglich behandelt werden muss.
  • Komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS): Diese Komplikation äussert sich durch andauernde Schmerzen sowie motorische Probleme, Gefühlsstörungen und Störungen des vegetativen Nervensystems. Früher wurde das CRPS auch als „Morbus Sudeck“ bezeichnet. Medikamente und ein frühzeitiges Bewegungstraining können die Beschwerden lindern.

Knochenbrüche: Behandlung je nach Ausmass der Verletzung

Da Knochenbrüche häufig bei Unfällen passieren, sind in vielen Fällen Erste-Hilfe-Massnahmen notwendig.

Knochenbrüche könnten konservativ, mittels Ruhigstellung (Schiene oder Gips), oder operativ behandelt werden. Operativ kennen wir in der Regel die offene (mittels chirurgischem Hautschnitt) oder geschlossene (mittels Traktion) Reposition sowie innere Stabilisation. Hierzu kommen in der Regel Schrauben, Platten und Marknägel zum Einsatz. Für nähere Angaben fragen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.