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Initiative Qualitätsmedizin: «Wir wollen voneinander lernen»

Zuletzt aktualisiert am 15. Februar 2023 Erstmals publiziert am 14. November 2016

An der Mitgliederversammlung im Mai 2016 wurde Prof. Dr. Rebecca Spirig, Direktorin Pflege und MTTB am USZ, in den erweiterten Vorstand der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) als Direktorin für die internationale Klinikträgergruppe gewählt. Damit nimmt erstmals eine Vertreterin der Pflege in diesem Gremium Einsitz. Was die IQM ist und was die Aufgaben von Frau Prof. Spirig in diesem Gremium sind, haben wir sie im Interview gefragt.

Frau Prof. Spirig, was ist die IQM und wozu braucht es diese Initiative?

2008 haben sich führende Krankenhäuser aus Deutschland, der Schweiz und Österreich zur «Initiative Qualitätsmedizin» (IQM) mit Sitz in Berlin zusammengeschlossen. Die IQM setzt sich für mehr medizinische Qualität bei der Behandlung von Patienten ein. Die Initiative ist offen für alle Krankenhäuser, basierend auf einer freiwilligen Teilnahme. Die mittlerweile über 370 Mitglieder von IQM haben ein gemeinsames Credo und Ziel: Medizinische Qualität ist messbar, muss transparent gemacht und zum Wohl der Patienten stetig verbessert werden. Dazu setzen die Mitgliedskrankenhäuser auf die direkte Messung der für die Patienten bedeutsamen medizinischen Ergebnisqualität. Die Mitglieder verpflichten sich, drei Grundsätze anzuwenden: Qualitätsmessung mit Routinedaten, Veröffentlichung der Ergebnisse und Durchführung von Peer Review Verfahren. Bei letzterem beurteilen externe Fachgutachter die Qualität der Massnahmen. In der Schweiz sind alle fünf Universitätsspitäler, die Hirslanden-Gruppe sowie eine Handvoll Kantons- und Stadtspitäler Mitglied im IQM.

Sie sind im erweiterten Vorstand der IQM. Was ist Ihre Aufgabe als Vorstandsmitglied?

Der internationale Vorstand setzt sich aus einem Präsidenten, Vizepräsidenten und den Direktorinnen und Direktoren zusammen. Es gibt regelmässige Vorstandsitzungen und eine jährliche Mitgliederversammlung. Der Vorstand legt beispielsweise die Leistungs- und Qualitätsindikatoren fest, beruft Mitglieder von Fachausschüssen oder erarbeitet Standards z.B. für Benchmarks. Die Schweiz hat zwei Sitze die Prof. Jean Blaise Wasserfallen, ärztlicher Direktor des Universitätsspitals Lausanne, und ich innehaben. Als Vorstandsmitglieder vertreten wir die IQM in der Schweiz und machen die Initiative bekannter – z.B. durch Besuche in Spitälern, die sich für eine Mitgliedschaft interessieren . Wir regen auch die Diskussion der Benchmarks von Qualitäts-Indikatoren an oder sorgen für die Verbreitung der interprofessionellen Peer Reviews. Wichtig sind uns eine offene Qualitäts- und Fehlerkultur und ein kollegiales voneinander Lernen unter Fachexperten.

Was bringt der IQM Ihr umfangreiches Wissen im Bereich der Pflege?

Meinen Beitrag sehe ich auf drei Ebenen. Erstens: Wir werden uns überlegen, welche weiteren Routinedaten aus Pflegesicht zusätzliche Qualitätsverbesserungen ermöglichen. Beispielsweise haben wir die erneuten Rückverlegungen von Patienten auf die Intensivstationen, die zu früh auf Abteilungen verlegt wurden, überprüft. Zweitens: Die interprofessionelle Durchführung von Peer Review Verfahren muss noch weiter etabliert werden. Wir benötigen erfahrene und hochkompetente Pflegende aus diversen Fachgebieten für den Einsatz in Peer Reviews, die sich gut einbringen können. Drittens: In den Akutspitälern führt das Management die Mitarbeitenden noch nicht konsequent auf der Basis von Kennzahlen wie Qualitätsindikatoren. Viele Führungspersonen kommen aus der Pflege, so dass ich als Beitrag hier ansetzen kann, diese Standards zu etablieren.

Wie profitieren Patientinnen und Patienten und das USZ von der Initiative?

Den Patientinnen und Patienten kommt eine auf hohe Qualität und Sicherheit ausgerichtete interprofessionelle Zusammenarbeit am USZ zugute. Routinedaten, beispielsweise über Infektionsraten, geben uns wichtige Hinweise, wo Prozesse zugunsten der Patienten verbessert werden müssen. Jedes Spital, also auch das USZ, profitiert am Ende von einer hohen Qualität in der Patientensicherheit, dadurch auch von den sinkenden Kosten und der guten Reputation.

Mehr Informationen:

www.initiative-qualitaetsmedizin.de
USZ