Zitternde Hand, die ein Glas festhält

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Gut leben mit Parkinson

Zuletzt aktualisiert am 14. April 2021 Erstmals publiziert am 08. April 2020

Wer an Parkinson erkrankt, hat zunehmend Mühe mit alltäglichen Bewegungen wie Gehen, Schreiben oder der Feinmotorik. Heilung ist zwar noch nicht möglich. Was aber viele nicht wissen: Neue Therapien können die Lebensqualität stark verbessern.

Parkinson ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des Nervensystems. Rund 15’000 Menschen in der Schweiz leiden daran, wobei Männer etwas häufiger betroffen sind als Frauen. Die meisten sind bei der Diagnose über 60 Jahre alt.

Aufrecht gehen, die Hose anziehen, das Handy bedienen: solche alltäglichen Tätigkeiten bereiten Betroffenen grosse Mühe. Die motorischen Einschränkungen sind eine Folge davon, dass Nervenzellen absterben und ein Mangel am Botenstoff Dopamin entsteht. Meist beginnt die Krankheit schleichend: mit Zittern, Verlangsamung, Schlafstörungen oder chronischen Verspannungen. Die Symptome werden mit der Zeit immer stärker und belastender.

Obwohl weltweit daran geforscht wird, ist die Ursache von Parkinson nach wie vor unbekannt. Sicher ist, dass teilweise Vererbung sowie Umwelteinflüsse eine Rolle spielen – welche Faktoren das sind, ist allerdings noch ein Rätsel.

Heilbar ist Parkinson derzeit noch nicht. Das heisse aber nicht, dass man nichts dagegen tun kann, wie Professor Christian Baumann, Leitender Arzt an der Klinik für Neurologie am Universitätsspital Zürich, betont. „Wenn ich durch die Strassen gehe, erschrecke ich manchmal“, sagt er. „Ich sehe, dass viele Parkinson-Kranke nicht die optimale Therapie erhalten, die medizinisch zur Verfügung steht.“ Es sei heute möglich, die typischen motorischen Symptome von Parkinson – Einfrieren der Bewegungen, Steifheit der Muskeln, Zittern von Armen oder Beinen – zu stabilisieren.

Wirkung von Tabletten lässt nach

Standard-Therapie bei Parkinson sind Medikamente, die dem Körper das fehlende Dopamin zuführen. Die Tabletten sind oft kostengünstig und äusserst wirksam. Neuste Studien zeigen, dass sie auch langfristig sicher sind. Allerdings lässt ihre Wirkdauer mit Fortschreiten der Krankheit nach – meist nach wenigen Jahren. Patienten müssen die Tabletten in immer kürzeren Abständen schlucken und leiden an unkontrollierbaren Überbewegungen.

Für diesen Fall gibt es mehrere Behandlungsmöglichkeiten. Die tiefe Hirnstimulation gleicht die bei Parkinson typische Über- und Unteraktivität verschiedener Gehirnareale aus. Ein solcher Hirnschrittmacher wird operativ eingesetzt und wirkt gegen die motorischen Ausfälle und das Zittern. Eine Alternative sind Pumpentherapien, die das Gehirn über eine Sonde vom Dünndarm aus mit Dopamin versorgen. Im Gegensatz zu Tabletten wird der Wirkstoff kontinuierlich, also gleichmässig abgegeben, weswegen die motorischen Unter- und Überfunktionen ausbleiben. Gegen das Zittern (Tremor) hilft auch der fokussierte Ultraschall. Dabei werden überaktive Nervenzellen gezielt erhitzt und abgetötet.

Welche Therapie geeignet ist, ist sehr individuell. „Jeder Parkinson-Fall ist anders“, sagt USZ-Facharzt Baumann. Die Behandlung wird in der Regel von Physio- und Ergotherapie begleitet, zum Beispiel um Stürze und Bewegungsblockaden zu verhindern oder Schreiben weiterhin zu ermöglichen. Studien zeigen, dass Gleichgewicht und Gehen durch Training positiv beeinflusst werden können. Das USZ bietet darum neben spezifischen Sprechstunden auch eine Gruppentherapie an: In einer auf ihr Leistungsniveau angepassten Trainingsgruppe lernen Betroffene Übungen, die sie später zuhause durchführen können. Interessierte können sich mit einer vom Arzt unterschriebenen Verordnung zur Physiotherapie anmelden.

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