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PD Dr. Tanja Krones, Dr. Stefan Neuner-Jehle und PD Dr. Oliver Senn mit Forschungspreis Hausarztmedizin des Kollegiums für Hausarztmedizin ausgezeichnet

Zuletzt aktualisiert am 14. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 02. Juli 2014

Ein Forscherteam aus Zürich hat herausgefunden, dass jede 11. Medikamentenverschreibung bei älteren Menschen mit verschiedenen Krankheiten überflüssig ist. Für diese Studie erhalten die Wissenschaftler den mit 30'000 Franken dotierten Forschungspreis Hausarztmedizin des Kollegiums für Hausarztmedizin.

Die Folgen der Einnahme zu vieler Medikamente sind schwerwiegend und können das Risiko für Heim- und Spitaleinweisungen sowie Tod erhöhen. PD Dr. Oliver Senn, Leiter Forschung am IHAMZ, und Dr. Stefan Neuner-Jehle, beide am Institut für Hausarztmedizin und in der hausärztlichen Praxis tätig, sowie PD Dr. Tanja Krones, Leitende Ärztin klinische Ethik am UniversitätsSpital Zürich, konnten mit ihrer Studie zeigen, dass 9% der Medikamente, die ältere und an mehreren Krankheiten leidende Patienten einnehmen, überflüssig sind.

Das Forscherteam entwickelte eine Checkliste, um den Nutzen von Medikamenten systematisch hinterfragen zu können. Die für die Hausarztpraxis entwickelte Checkliste umfasst vier Fragen, die der Arzt gemeinsam mit dem Patienten bespricht. Dabei werden alle aktuell verschriebenen Medikamente hinsichtlich tatsächlich gegebener Indikation, Nutzen-/Risiko-Verhältnis, Dosierung und möglicher Alternativen überprüft. 14 Hausärzte im Kanton Zürich testeten die Checkliste bei insgesamt 63 Patienten über 60 Jahre, die täglich und über längere Zeit mindestens fünf Medikamente einnahmen. Bei 16% der Medikamente schlugen die Studienärzte ihren Patienten eine Änderung vor. Darauf reagierte die grosse Mehrheit der Patienten positiv. In Absprache mit den Patienten wurden daraufhin 13% der Verschreibungen verändert. 9% der Medikamente wurden ganz abgesetzt, weil sie überflüssig waren. Bei 56% der verwendeten Medikamente fehlte die Indikation, bei 21% stimmte die Dosierung nicht, bei 12% gab es bessere Alternativen und bei 11% litten die Patienten an unerwünschten Wirkungen. Dieses Ergebnis hat die Forschergruppe erstaunt. Stefan Neuner-Jehle sagt: «Wir haben erwartet, dass vor allem Nebenwirkungen dazu führen, dass Medikamente abgesetzt oder Dosierungen geändert werden. Dass in der Pilotstudie bei der Mehrzahl der Fälle die Indikation nicht (mehr) gegeben war, zeigt auf, dass Medikamente manchmal einfach weiter eingenommen werden, ohne dies kritisch zu hinterfragen.» Die Patienten beurteilten den Medikamenten-Check, der nur gerade 15 Minuten in Anspruch nahm, als sehr positiv.

Die Schweizer Generika-Anbieterin Mepha sponsert den mit 30’000 Franken dotierten KHM-Forschungspreis bereits zum 8. Mal. Damit will Mepha einen Beitrag dazu leisten, die wichtige Aufgabe der Hausarztmedizin wieder attraktiver zu machen. _x000D_