Zentrum für Interdisziplinäre craniofaciale Chirurgie

Die Diagnose einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, ob vor oder nach der Geburt gestellt, kann für Eltern eine Herausforderung darstellen. Wir verstehen Ihre Sorgen und möchten Sie in dieser Phase unterstützen. So bieten wir entweder im Rahmen unserer regulären Sprechstunde oder, falls von Ihnen gewünscht, als Video-Konsultation eine zeitnahe Beratung an. Dies ermöglicht es Ihnen, ohne Verzögerung fachkundigen Rat zu erhalten und alle Ihre Fragen und Bedenken zu besprechen.

Zentrum für Interdisziplinäre craniofaciale Chirurgie

Universitätsspital Zürich
Rämistrasse 100
8091 Zürich
Tel. +41 44 255 32 21

Moderne Behandlungsansätze

Unsere Behandlungspläne sind darauf ausgerichtet, die natürlichen Funktionen wie Sprechen, Essen und Hören wiederherzustellen, um eine normale Entwicklung Ihres Kindes zu gewährleisten.

In unserem Zentrum orientieren wir uns bei der Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten an international anerkannten Behandlungsleitlinien. Dies gewährleistet, dass unsere Therapien auf dem neuesten Stand der medizinischen Forschung und Praxis sind. Jede Spaltform wird dabei individuell berücksichtigt. Unsere Herangehensweise ist darauf ausgerichtet, die bestmöglichen funktionellen und ästhetischen Ergebnisse zu erzielen, während wir gleichzeitig die Anzahl der notwendigen Operationen auf ein Minimum reduzieren.

Wir stehen in engem Kontakt mit Fachkollegen im In- und Ausland, sind assoziiert mit dem European Reference Network und der American Cleft Palate Association (ACPA). Durch diese Zusammenarbeit stellen wir sicher, dass unsere Patienten und Patientinnen von einem globalen Netzwerk aus Expertise und Erfahrung profitieren.

Bedeutung der Elternrolle

Als Eltern spielen Sie eine zentrale Rolle im Behandlungsprozess. Wir arbeiten eng mit Ihnen zusammen, um individuell angepasste Lösungen zu finden und regelmässige Fortschrittskontrollen sicherzustellen. Dies umfasst auch die frühzeitige Erkennung und Behandlung von möglichen Begleiterscheinungen wie Zahn- und Kieferfehlstellungen oder Hörproblemen.

Interdisziplinäres Team und Rundum-Betreuung

Unser spezialisiertes, interdisziplinäres Team bietet eine ganzheitliche Betreuung für Ihr Kind und Ihre Familie. Das Kernteam wird von erfahrenen Kolleginnen und Kollegen der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Kieferorthopädie, Oto-Rhino-Laryngologie (ORL, HNO), Logopädie und Psychologie gebildet. Wir begleiten Sie von der Erstdiagnose bis zur Abschlussbehandlung und bieten Unterstützung in allen Phasen – sowohl im Spital als auch ambulant.

Information und Kommunikation

Wir verstehen, dass viele Fragen und Unsicherheiten aufkommen können. Dieser Leitfaden soll als erste Orientierungshilfe dienen und Sie ermutigen, alle Ihre Fragen in unseren Sprechstunden ausführlich zu besprechen. Wir sind hier, um Ihnen Informationen, Klarheit und Beruhigung zu bieten.

Häufig gestellte Fragen zur Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten

Lippenspalte

Der beste Zeitpunkt für den Lippenverschluss liegt typischerweise zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat. Die spezifische Technik für den Lippenspaltverschluss kann je nach Fall etwas variieren, wobei bei uns eine Modifikation der Tennison-Randall-Technik die gebräuchlichste Methode ist. Bei breiten Lippenspalten, insbesondere bei beidseitigen Lippenspalten, wird gelegentlich eine Technik der Lippenadhäsion als Vorbereitung für einen späteren definitiven Lippenspaltverschluss verwendet. Diese Methode kann helfen, die Spalte vor der eigentlichen Operation zu verkleinern. Die jeweilige Behandlungsentscheidung wird so gewählt, dass sie den individuellen Bedürfnissen des Kindes am besten gerecht wird. Die Operation findet während des stationären Aufenthaltes im Universitäts-Kinderspital Zürich statt. Die stationäre Betreuung obliegt dabei dem auf Kinder mit LKG-Spalten geschulten Pflegeteams.

Gaumenspalte

Der optimale Zeitpunkt für die Operation einer Gaumenspalte liegt in der Regel zwischen dem 12. und 18. Lebensmonat. Dieser Zeitraum wird bevorzugt, weil er es dem Kind ermöglicht, etwas zu wachsen, was insbesondere der Entwicklung des Oberkiefers zugutekommt. Frühzeitige Operationen könnten durch die daraus frühzeitig wirksame Narbenbildung das Wachstum des Oberkiefers deutlich einschränken. Zudem findet die Operation statt, bevor das Kind signifikant mit der Sprachentwicklung beginnt, was für eine erfolgreiche Rehabilitation wichtig ist.

Für den Verschluss der Gaumenspalte gibt es verschiedene Techniken, die darauf abzielen, den Weichgaumen in drei Schichten (die zur Nase gewandte Schicht, die die Nasenauskleidung bildet, die mittlere Muskelschicht und die zur Mundhöhle gewandte Schicht) und den Hartgaumen in zwei Schichten zu schliessen. Die korrekte Positionierung der Gaumenmuskulatur ermöglicht eine optimale Funktion des Gaumens beim Sprechen, Essen und Schlucken.

In einigen Fällen kann eine zweizeitige Operation des Gaumens sinnvoll sein. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Grösse und der Form der Spalte sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Kindes. Die Entscheidung über einen ein- oder zweizeitigen Eingriff wird individuell getroffen, basierend auf den spezifischen Bedürfnissen jedes Patienten.

Üblicherweise planen wir einen Aufenthalt von 4 Nächten. Vorgängig findet im ambulanten Setting im Kinderspital die Anästhesie-Aufklärung, sowie ein Gespräch mit den Kolleginnen und Kollegen der Oto-Rhino-Laryngologie statt. Am Austrittstag selbst werden wir im Rahmen einer kurzen Maskennarkose alle nicht-resorbierbaren Fäden im Bereich der Oberlippe (Lippenweiss) entfernen.

Die Durchführung eines Lippenspaltverschlusses bei einem Kind mit einer Erkältung hängt von mehreren Faktoren ab, einschliesslich des Schweregrads der Erkältung und des allgemeinen Gesundheitszustands des Kindes. Eine aktive Infektion, wie eine Erkältung, kann das Risiko für Komplikationen während und nach der Operation erhöhen, da das Immunsystem bereits belastet ist.

Da der Lippenspaltverschluss eine planbare Operation ist, bei der der Zeitpunkt flexibel gewählt werden kann, ist es üblich, dass bei Vorliegen von Erkältungssymptomen – besonders wenn diese die Atemwege beeinträchtigen – der Eingriff verschoben wird. Dies geschieht, um sicherzustellen, dass das Kind zum Zeitpunkt der Operation in bestmöglicher gesundheitlicher Verfassung ist. So wird gewährleistet, dass das Kind vollständig genesen ist und das Risiko von Komplikationen minimiert wird.

Eltern können mehrere Massnahmen ergreifen, um die Narbenheilung nach Lippenspaltverschluss zu unterstützen.

  1. Vermeidung von Sonneneinstrahlung: Schützen Sie die Narbe in den ersten sechs Monaten, vor direkter Sonne, um eine Narbenrötung zu verhindern und achten Sie auf konsequentes Auftragen von Sonnencreme (LSF 50) idealerweise «lebenslang».
  2. Häufig wird nach der Verwendung von spezifischen Narbengels (silikonhaltige oder mit Pflanzenwirkstoffen, Dexpanthenol oder Heparin) gefragt. Die wissenschaftliche Datenlage ist jeweils übersichtlich. Wir empfehlen deshalb aktuell im Wesentlichen – falls gewünscht – geringe Mengen Dexpanthenol zu verwenden und stärkeres Einsalben zu vermeiden, um kein Aufquellen der Wundränder zu riskieren.
  3. Vorsichtige Narbenmassage, um die Elastizität des Narbengewebes zu verbessern. Beginnen Sie bitte erst nach Abschluss der Wundheilung (>6 Wochen postoperativ) mit der Massage (kreisende Bewegungen, längs der Narbe).

Es ist wichtig für Sie zu wissen, dass die kleine Narbe im Bereich der Oberlippe erst nach sechs bis zwölf Monaten ihr endgültiges Aussehen hat und bis dahin blasser wird und sich glättet. Insbesondere im zweiten postoperativen Monat zeigen sich im Rahmen der Narbenheilung gelegentlich Einziehungen der Oberlippe, die sich jedoch nahezu immer vollständig rückbilden.

Ein Kind mit einer Gaumenspalte erhält in der Regel kurz nach der Geburt eine Gaumenplatte. Diese dient der funktionellen Trennung von Mund- und Nasenhöhle. Eltern sollten die Gaumenplatte ihres Kindes nach jeder Mahlzeit mit einer Zahnbürste reinigen und das regelmässige Tragen gewährleisten. Eine ausführliche Beratung über die Handhabung und Pflege der Gaumenplatte erfolgt durch die Kolleginnen und Kollegen der Kieferorthopädie.

Ob auf eine Gaumenplatte verzichtet werden kann, hängt von der spezifischen Situation des Kindes ab. Bei einer auf den Weichgaumen begrenzten Spalte ist eine Gaumenplatte häufig nicht notwendig. Bei umfassenderen Spaltbildungen wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten kann eine Gaumenplatte jedoch nützlich sein. Die Entscheidung, ob eine Gaumenplatte verwendet wird, wird auf der Grundlage einer individuellen Bewertung getroffen.

Nein, wir sehen derzeit keine Vorteile von NAM-Geräten, obwohl diese an einigen Behandlungszentren einem Revival unterliegen. Es wird häufig betont, dass damit eine Verringerung der Spaltgrösse vor der chirurgischen Korrektur möglich sei, sowie eine Verbesserung der Nasensymmetrie bei einseitigen Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erreicht werden könnte, wobei die wissenschaftliche Datenlage dazu uneinheitlich ist.

NAM-Geräte erfordern in der Regel eine intensive Betreuung und häufige Anpassungen und können für Eltern und Kind eine zusätzliche Belastung sein, sowie ihrem Kind mögliche Unannehmlichkeiten oder Unbehagen ergeben.

Das Endergebnis nach einer Behandlung von LKG-Spalten variiert je nach Einzelfall, kann aber oft ein weitgehend normales Erscheinungsbild und Funktion von Mund, Nase und Sprache beinhalten. Moderne chirurgische Techniken und interdisziplinäre Betreuung haben zu deutlich verbesserten Ergebnissen geführt. Kinder mit LKG-Spalten können in einigen Fällen mit Herausforderungen bezüglich sozialer Akzeptanz konfrontiert sein. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Sichtbarkeit der Spalte, der Nasalität («näselnde Sprechweise»), der Effektivität der Behandlung und dem sozialen Umfeld des Kindes.

Ja, Hörprobleme sind bei Kindern mit einer Gaumenspalte häufig, da die Spalte die Funktion der sogenannten Eustachischen Röhre beeinträchtigen kann. Diese Verbindungsröhre hilft, den Druck zwischen dem Mittelohr und dem Nasenrachenraum auszugleichen. Eine beeinträchtigte Funktion kann zu Flüssigkeitsansammlungen im Mittelohr führen, was das Hörvermögen beeinträchtigt und damit folglich auch die Sprachentwicklung negativ beeinflussen kann. Daher ist es wichtig, Hörprobleme frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, um die bestmögliche Sprachentwicklung zu unterstützen. Zur Behandlung werden oft sogenannte Paukenröhrchen eingesetzt, um die Flüssigkeit abzuleiten und den Druckausgleich zu verbessern. Regelmässige Hörtests und eine Mitbeurteilung durch die Kolleginnen und Kollegen der Oto-Rhino-Laryngologie (ORL, HNO) sind wichtig, um das Hörvermögen zu überwachen und bei Bedarf zu behandeln.

Das Einsetzen von Paukenröhrchen ist ein relativ einfacher und kurzer chirurgischer Eingriff, der üblicherweise in derselben Narkose durchgeführt wird, die für einen Spalt-chirurgischen Eingriff genutzt wird. Die Röhrchen bleiben in der Regel für sechs Monate bis zu einem Jahr im Ohr, bevor sie entweder von selbst herausfallen oder entfernt werden müssen. Sie helfen effektiv, Flüssigkeitsansammlungen hinter dem Trommelfell (Mittelohr) abzuleiten und reduzieren das Risiko für Mittelohrentzündungen, was wiederum wichtig für die Hör- und Sprachentwicklung des Kindes ist.

Wir melden bei jedem primären Spalt-chirurgischen Eingriff ein Mitbeurteilung durch die Kolleginnen und Kollegen der Oto-Rhino-Laryngologie des Universitäts-Kinderspitals Zürich an, um zusätzliche Narkosen zu vermeiden.

Ein Kieferspaltverschluss wird normalerweise zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr durchgeführt, meist kurz vor dem Durchbruch des bleibenden Eckzahns. Der Knochen für die Verfugung der Kieferspalte wird in der Regel aus dem Beckenkamm des Patienten entnommen. Die Entnahme des Knochens ist ein sicheres Verfahren. Die Vorteile sind die gute biologische Verträglichkeit des körpereigenen Knochens und das geringe Risiko der Übertragung von Krankheiten. Die Stabilität von Becken und Hüfte sind in der Regel nicht beeinträchtigt. Kinder zeigen gelegentlich Symptome wie einen lokalen Bluterguss und geben Schmerzen an der Entnahmestelle an, die normalerweise vorübergehend sind und sich schnell verbessern.

In unserem Behandlungszentrum verzichten wir derzeit auf den Einsatz von künstlichen Knochen, obwohl diese eine Vermeidung einer zusätzlichen Operationsstelle zur Knochenentnahme bieten könnten. Eigener Knochen (autologer Knochen) wird bevorzugt, da sich der Gesichtsschädel eines Kindes noch entwickelt und damit Materialien zu favorisieren sind, die das natürliche Wachstum und die Entwicklung nicht stören.

In Einzelfällen kann ein Kieferspaltverschluss im frühen Wechselgebiss sinnvoll sein. Die Entscheidung für eine solche Operation hängt von individuellen Faktoren wie der spezifischen anatomischen Situation und dem Entwicklungsstand des Kindes ab.

Während die meisten Kinder nach der Erstoperation keine weiteren Eingriffe benötigen, können in einigen Fällen zusätzliche Korrekturen für optimale Funktion und Ästhetik erforderlich sein. Solche Eingriffe werden sorgfältig geplant und basierend auf den individuellen Bedürfnissen des Kindes durchgeführt. Sie sind ein wichtiger Teil des umfassenden Behandlungsplans für Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalten.