Divertikelkrankheit Therapie

Sofern die Divertikel im Darm keine unangenehmen Symptome hervorrufen, ist eine Therapie nicht notwendig. Die Behandlung der Divertikelkrankheit hängt immer davon ab, ob und welche Beschwerden sie verursacht. Einige Massnahmen, die Sie selbst durchführen können, wirken sich positiv bei Divertikeln aus. Womöglich senken sie somit auch die Gefahr, dass sich eine Divertikulitis entwickelt. Diese müssen Ärztinnen und Ärzte in jedem Fall behandeln, damit sich die Entzündung nicht im Körper ausbreitet.

Divertikelkrankheit – das können Sie selbst tun

Folgende Tipps helfen bei Divertikelkrankheit und können vorhandene Beschwerden verbessern:

  • Gesunde und ausgewogenen Ernährung: Konsumieren Sie möglichst viele Ballaststoffe, die gut für die Verdauung sind. Besonders gute Ballaststofflieferanten sind Vollkornprodukte, Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchte. Sie dürfen bei Divertikulitis auch Nüsse, Körner oder Samen auf Ihren Speiseplan stellen. Anders als man früher vermutet hat, bergen sie kein besonderes Risiko. Ob der Verzehr probiotischer Lebensmittel Vorteile bringt, ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich belegt.
  • Viel trinken: Nehmen Sie ausreichende Mengen an Flüssigkeit zu sich. Empfohlen sind 1.5 bis 2 Liter pro Tag, an heissen Tagen auch mehr. Gut sind kalorienarme Getränke wie Wasser, ungesüsste Tees oder Fruchtsaftschorlen.
  • Sorgen Sie für regelmässige Bewegung in Ihrem Alltag: Gehen Sie öfters spazieren oder fahren Sie mit dem Rad zur Arbeit. Auch Ausdauersport gilt als sehr gesund: Dazu gehören beispielsweise Radfahren, (Nordic) Walking oder Schwimmen. Bewegung bringt den Darm in Schwung.

Konservative Therapie

Welche Behandlung Ärztinnen und Ärzte bei Divertikulitis wählen, hängt vom Ausmass und Schweregrad der Erkrankung ab. Sie kann unkompliziert (in der Mehrzahl der Fälle) oder kompliziert verlaufen. Die Therapie zielt darauf ab, Komplikationen aufgrund der Entzündungen zu vermeiden, akute oder chronische Beschwerden zu lindern und die Wiederkehr der Erkrankung zu vermeiden. Folgende Behandlungen kommen grundsätzlich bei einer Divertikulitis in Frage:

  • Schonkost, die den Darm nicht weiter strapaziert, zum Beispiel Wasser, Tee, Brei oder Suppe. Auf ballaststoffreiche Lebensmittel wie Rohkost, Vollkornprodukte oder blähende Lebensmittel wie Hülsenfrüchte sollten Sie bei einer akuten Divertikulitis zunächst besser verzichten. Klingen die Beschwerden ab, können Sie Ihre Ernährung allmählich wieder auf ballaststoffreiche Kost umstellen. Bei einer schweren Divertikulitis essen Sie zunächst nichts. Sie bekommen in diesem Fall alle wichtigen Nährstoffe über eine Infusion.
  • Antibiotika (als Tabletten), wenn Bakterien an der Divertikulitis beteiligt sind (gegen Viren sind Antibiotika übrigens wirkungslos). In schweren Fällen ist eine Behandlung im Spital nötig. Sie erhalten die Antibiotika dann hochdosiert über eine Infusion.
  • Krampflösende Medikamente (Spasmolytika) bei krampfartigen Schmerzen

Divertikelblutung

Eine Komplikation stellt die Divertikelblutung dar. Sie kann als Folge einer Divertikulitis auftreten und ist bei älteren Patientinnen und Patienten eine der häufigsten Ursachen für eine Darmblutung. Kann das blutende Divertikel identifiziert werden (durch eine Darmspiegelung oder Röntgenuntersuchung) muss in der Regel in einer Notfalloperation das betroffene Dickdarmsegment entfernt werden.

Operation

Diverticulitis

Entfernung des Sigmadarmes (Sigmoidektomie) – In den allermeisten Fällen ist hauptsächlich das sogenannte „Sigma“ von der Entzündung betroffen und sollte deshalb entfernt werden (Sigmaresektion). Aus der Entfernung des Sigmadarmes ergeben sich für den Patienten oder die Patientin keine  Nachteile. Die Funktionen dieses Darmabschnittes werden von den benachbarten Darmabschnitten übernommen. Wir führen die Entfernung im entzündungsfreien Zustand (6 bis 8 Wochen nach einem Divertikulitisschub) durch, und zwar in Form einer minimal invasiven Dickdarmentfernung („Schlüssellochchirurgie“, laparoskopische Dickdarmsegmententfernung). Dabei wird eine Kamera über einen kleinen Schnitt (2 cm) am Bauchnabel in den Bauchraum eingeführt. Mithilfe weiterer feiner Instrumente, die im Mittelbauch und Unterbauch durch kleine Hautschnitte (0.5-1.5 cm) eingeführt werden, kann der betroffene Dickdarmabschnitt im Bauch losgelöst und anschliessend über einen etwa 7 bis 10 cm grossen Schnitt im Unterbauch entfernt werden. Anschliessend werden die verbleibenden Darmenden wieder miteinander verbunden (Anastomose). Ein künstlicher Darmausgang ist bei dieser Operation nicht nötig. Der Vorteil der minimal invasiven Technik ist, dass die Genesung nach der Operation deutlich schneller vorangeht und das kosmetische Resultat infolge der kleinen Wunden besser ist. Als weiterführende Therapie empfehlen wir Patientinnen und Patienten eine ballaststoffreiche Diät.

Laparoskopische Sigmaresektion bei Divertikulose

  • Vorbereitung: kleiner Einlauf
  • Anästhesie: Vollnarkose
  • Operationsdauer: 120 bis 240 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: 5 bis 7 Tage
  • Arbeitsunfähigkeit: 3 bis 4 Wochen
  • Nachbehandlung: keine Fadenentfernung
  • Nachkontrolle: zur Besprechung der Histologie

Offene Sigmaresektion bei komplizierter Divertikulitis

  • Vorbereitung: Notfalloperation
  • Anästhesie: Vollnarkose
  • Operationsdauer: 120 bis 240 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: 7 bis 10 Tage
  • Arbeitsunfähigkeit: 3 bis 4 Wochen
  • Nachbehandlung: Fadenentfernung nach 10 Tagen
  • Nachkontrolle: Stoma-Beratung

Verschluss künstlicher Dünndarmausgang (Ileostoma-Rückverlagerung)

  • Vorbereitung: keine
  • Anästhesie: Vollnarkose
  • Operationsdauer: 60 bis 90 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: 4 bis 5 Tage
  • Arbeitsunfähigkeit: 2 bis 3 Wochen
  • Nachbehandlung: keine Fadenentfernung
  • Nachkontrolle: nach 6 Wochen

Verschluss künstlicher Dickdarmausgang  (Deszendorektostomie)

  • Vorbereitung: kleiner Einlauf
  • Anästhesie: Vollnarkose
  • Operationsdauer: 120 bis 180 Minuten
  • Krankenhausaufenthalt: 7 bis 10 Tage
  • Arbeitsunfähigkeit: 4 bis 6 Wochen
  • Nachbehandlung: keine Fadenentfernung
  • Nachkontrolle: nach 6 Wochen

Notfall-Operation bei Divertikulitis mit Peritonitis

Bei allen Fällen von schweren Bauchfellentzündungen ist eine Notfalloperation nötig. Dabei wird über einen grossen Schnitt, vom Mittelbauch bis zum Unterbauch reichend, der betroffene Dickdarmabschnitt entfernt und Stuhl – sowie Eiterreste aus der Bauchhöhle gespült. Wenn die verbleibenden Darmenden entzündungsfrei sind, können sie mit einem Klammerinstrument wieder verbunden werden. Manchmal muss ein vorgeschalteter künstlicher Darmausgang angelegt werden, um die neue Verbindung heilen zu lassen. Der künstliche Dünndarmausgang im rechten Unterbauch wird 6 bis 12 Wochen nach der ersten Operation in einem zweiten kleinen Eingriff wieder verschlossen.

Sollte die Entzündung schon so weit fortgeschritten sein, dass eine direkte Zusammenführung der Dickdarmenden nicht mehr möglich ist, wird ein Ende des Dickdarmes im Becken verschlossen und das stuhlzuführende Ende als künstlicher Darmausgang im linken Unterbauch ausgeführt (Hartmann-Operation). Eine Wiedervereinigung des Dickdarmes mit dem Enddarm kann nach vollständigem Abklingen der Entzündung, frühestens 8 bis 12 Wochen später, wieder erwogen werden.

Verantwortliche Fachpersonen

Matthias Turina, Prof. Dr. med.

Chefarzt, Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 44 255 97 23
Spezialgebiete: Kolorektale und Proktologische Chirurgie

Daniela Cabalzar-Wondberg, Dr. med.

Oberärztin, Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 44 255 23 89
Spezialgebiete: Kolorektale und Proktologische Chirurgie

Heike Simmack

Clinical Nurse, Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie

Tel. +41 44 255 92 88
Spezialgebiete: Kolorektale Chirurgie

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