Chirurgische Behandlung von chronischen Wunden (Plastische Chirurgie)

Die Beurteilung einer chronischen Wunde umfasst eine detaillierte Aufarbeitung und körperliche Untersuchung. Weiterhin können Blut- oder Wundproben (Wundabstrich oder Gewebsprobe) entnommen werden, um Bakterien nachzuweisen oder die Zellen in der Wunde zu evaluieren. Bildgebung wie Röntgen-, Computertomographie oder Magnetresonanztomographie können bei der Beurteilung der betroffenen Wunde hilfreich sein, speziell um den darunterliegenden Knochen zu beurteilen. Eine Beurteilung des Gefässsystems (Angiographie oder Dopplersonographie) kann ebenfalls durchgeführt werden.

Es gibt verschiedene Methoden zur Behandlung chronischer wunden. Bevor eine chirurgische Behandlung durchgeführt wird, sollte die konservative Therapie evaluiert werden und ggf. ausgeschöpft sein. Dies kann mit Hilfe von etlichen lokalen Wundauflagen bis hin zu manuellen Therapien wie Kompression oder Lymphdrainage inkludieren. Darüber hinaus ist es wichtig, der Ernährungszustand zu optimieren, den Diabetes zu kontrollieren und mechanischen Stress sowie Reibung zu reduzieren. Durch eine adäquate Hygiene und sterile Techniken können Infektionen vermieden werden.

Wenn eine nicht-chirurgische Behandlung nicht ausreicht, kann es erforderlich sein, die Wunde chirurgisch zu behandeln. Es stehen verschiedene Techniken zum Wundverschluss zur Verfügung, von einfachen bis zu komplexeren Methoden. Wenn eine einfache Verschlusstechnik nicht möglich ist, kann der Chirurg oder die Chirurgin komplexere Verschlussoptionen verwenden.

Erster Schritt: Debridement

Der erste Schritt bei der Behandlung einer chronischen Wunde besteht darin, die Wunde von nekrotischem (toten) und infizierte Gewebe zu befreien. Dies wird als Debridement bezeichnet und besteht aus der chirurgischen Entfernung von Rückständen aus der Wunde. In gewissen Fällen kann die Chirurgin oder der Chirurg dann entscheiden, die Wunde ohne zusätzliche Operation von selbst heilen zu lassen (offene -sekundäre- Wundbehandlung). Dies geschieht, indem die Wunde sauber gehalten und mit einem speziellen Verband regelmässig abgedeckt wird.

In einigen Situationen kann ein sogenannter Vakuumverband (Unterdruck-Wundtherapie) auf den betroffenen Bereich angewendet werden, um das Wundbett für zukünftige Operationen vorzubereiten oder die sekundäre Wundheilung zu beschleunigen. Je nach Dauer der Vakuumbehandlung kann ein wöchentlicher VAC Verbandswechsel erforderlich sein.

Primärer Verschluss

Beim primären Verschluss werden die Wundränder zusammengeführt und mit Nähten verschlossen, nachdem das Wundbett debridiert wurde. Ein primärer Verschluss ist nur möglich, wenn die Wundränder nicht zu stark gespannt sind und die Wunde sicher dekontaminiert ist. Abhängig von der Lage der Wunde und der Art des verwendeten Nahtmaterials müssen möglicherweise Stiche entfernt werden.

Hauttransplantationen

Wenn ein primärer Verschluss nicht möglich ist, kann ein Hauttransplantat angebracht werden, um die Wunde zu verschliessen. Das Hauttransplantat kann entweder ein Vollhauttransplantat oder ein Spalthauttransplantat sein. Voraussetzung ist ein sauberer und gut durchbluteter Wundgrund ohne komplexe Strukturen wie Knochen, Sehnen, Nerven oder Gefässe. Die für diese Wunden verwendete Haut wird üblicherweise vom Oberschenkel genommen, obwohl auch andere Stellen wie der Bauch oder der Rücken in Ausnahmefällen möglich sind. Ein Vollhauttransplantat wird üblicherweise für kleinere Wunden an heiklen Stellen verwendet, wo man möglichst wenig Kontraktur haben will. Die zu verwendende Haut kann vom Oberarm, der Leiste, Halsbereich oder hinter dem Ohr entnommen werden, je nach Ziellokalisation. Das Hauttransplantat wird über das vorbereitete Wundbett gelegt und während rund 5 Tagen mit einem Verband oder Vakuumverband fixiert. Die Stelle an dem die Spalthaut entnommen wurde, heilt normalerweise innerhalb von ungefähr 2 Wochen problemlos ab.

Lokale/gestielte Lappen

Ein Lappen ist ein Areal an gesundem Gewebe, welches mit spezieller Schnittführung und Berücksichtigung seiner Durchblutung abgelöst und mobilisiert werden kann, um eine Wunde zu bedecken. Der Hebedefekt sollte allerdings nicht erneut einen Lappen brauchen. Ein Lappen kann Haut, Fett, Faszie und/oder Muskel enthalten. Es kann sich um eine lokale Lappenplastik handeln (Lappen und Wunde liegen nahe beieinander) oder gestielten Lappen (Hautlappen und Wunde sind weiter voneinander entfernt) klassifiziert werden. In einigen Fällen muss die Haut möglicherweise vorher gedehnt werden, um die Wunde vollständig verschliessen zu können: ein als Gewebeexpander bezeichnetes Implantat wird unter die Haut gelegt und regelmässig mit Kochsalzlösung gefüllt, bis die gewünschte Hautexpansion erreicht ist, danach wird die gedehnte Haut und das darunter liegende Gewebe zur Abdeckung in die Wunde transferiert. Je nach Art des verwendeten Lappens kann nach der Operation eine regelmässige Beobachtung des Lappens erforderlich sein, um Komplikationen frühzeitig erkennen zu können.

Freier Gewebetransfer / freier Lappen

Ein freier Gewebetransfer unter Verwendung eines freien Lappens ist im Allgemeinen komplexeren Wunden vorbehalten, bei denen ein lokaler Lappen nicht verfügbar oder zu klein ist, um eine grössere Wunde abzudecken, oder aber sich wichtige Strukturen darunter befinden. Freie Lappen können aus verschiedenen Gewebetypen bestehen, einschliesslich Haut, Fett, Blutgefässen, Muskeln, Knochen / Knorpel und / oder Nerven. Ein freier Lappen besteht aus der Übertragung von Gewebe und seiner Blutversorgung von einem Körperteil auf einen anderen, indem das Gewebe und die Blutgefässe von ihrem ursprünglichen Ort gelöst und das Gewebe und seine Blutversorgung an einem anderen Ort wieder angebracht werden. Die Blutgefässe (ca. 1-2 mm dick) werden gelöst und unter Verwendung eines Mikroskops wieder zusammengenäht. Nach der Operation wird der Lappen in den ersten Tagen regelmässig und intensiv beobachtet, um eine ausreichende Durchblutung des Lappens zu überprüfen und frühzeitig zu intervenieren, sollten sich Komplikationen zeigen. Komplikationen einer Operation mit freien Lappen können den Verlust der Blutversorgung des Lappens umfassen, was zu einer Nekrose (Absterben) des Lappens oder Teile davon führen kann. Wenn das Problem frühzeitig erkannt wird, ist eine Korrektur von Problemen mit der Blutversorgung des freien Lappens eventuell möglich. Aus diesem Grund wird die Überwachung der Blutversorgung des Lappens in den ersten 5 Tagen nach der Operation in regelmässigen Abständen durchgeführt.

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