Stimmstörungen (Dysphonie) Behandlung

Ursachen für Stimmstörungen sind vielfältig und lassen sich nicht immer auf ein rein organisches oder funktionelles Problem reduzieren. Stimmpatienten und -patientinnen können sich einerseits mit einer hörbaren Heiserkeit präsentieren, andererseits gibt es Stimmerkrankungen, die mit einer lediglich eingeschränkten stimmlichen Leistungsfähigkeit einhergehen und gleichzeitig die Lebensqualität der Betroffenen in Beruf und Freizeit massiv beeinträchtigen.

Das übergeordnete Symptom «Dysphonie» beschreibt daher alle denkbaren stimmbezogenen Beschwerden in den unterschiedlichsten Ausprägungsgraden. Die professionelle Betreuung von Stimmpatienten und -patientinnen verlangt daher profunde diagnostische und therapeutische Kenntnisse. Unser Team, das sich aus Experten und Exptertinnen aus den Bereichen Phoniatrie und Logopädie zusammensetzt, bietet die bestmöglichste medizinische und therapeutische Betreuung von Stimmpatienten und -patientinnen an.

Phonochirurgie

Phonochirurgische Verfahren verfolgen entweder eine Stimmverbesserung mit Wiederherstellung oder den möglichst großen Erhalt der vorhandenen Stimmfunktion. Ein besseres Verständnis der funktionellen Anatomie der Stimmlippenarchitektur und die technischen Entwicklungen innerhalb der Phonochirurgie haben moderne Operationstechniken etabliert. Diese auf die Stimme orientierte Chirurgie berücksichtigt die individuellen Anforderungen an die Stimme (im Beruf und in der Freizeit) und die Ergebnisse einer umfassenden Stimmdiagnostik. Phonochirurgische Methoden werden häufig mit logopädischer Stimmtherapie ergänzt, um ein optimales Resultat zu erzielen. Wir bieten eine grosse Bandbreite an unterschiedlichen phonochirurgischen Eingriffen, sowohl in Vollnarkose, aber auch ambulant in Oberflächenanästhesie, an.

Ambulante Kehlkopfeingriffe im Behandlungsstuhl

Ambulante chirurgische Eingriffe im Behandlungsstuhl ohne Vollnarkose werden in unserer Abteilung routinemässig seit mehr als10 Jahren angeboten. Diese als «in-office laryngeal procedures (IOLP)» bezeichnete Intervention nutzt neben bewährten Techniken mit starren Endoskopen auch die Weiterentwicklung der flexiblen Endoskopie mit ihrer hochauflösenden Bildqualität in Kombination mit neuartigen technischen Möglichkeiten an phonochirurgischen Eingriffen. So lassen sich über einen integrierten Arbeitskanal Lasereingriffe, Abtragungen und Injektionen bei unterschiedlichen laryngealen Pathologien erfolgreich durchführen. Unsere Abteilung bietet die gesamte Bandbreite aller modernen ambulanten chirurgischen Verfahren an und verfügt mit mehr als 600 ambulanten Eingriffen im Jahr eine Expertise im Feld der Kehlkopfchirurgie.

Stimmlippenmedialisierung

Stimmlippenmedialisierungen (Stimmlippenaugmentationen, Injektionslaryngoplastiken) werden vor allem bei einseitiger Stimmlippenlähmung (Stimmbandlähmung, Stimmlippenstillstand) angewandt, hierbei wird die stillstehende Stimmlippe in eine gedachte Mittellinie verlagert. Bei der Stimmlippenaugmentation stehen zunächst verschiedene biokompatible Injektionsmaterialien mit unterschiedlicher Lebensdauer und differerierenden Eigenschaften zur Verfügung. Geringgradige bis mittelgradige Glottisschlussinsuffizienzen können erfolgreich mit einer Injektionslaryngoplastik behoben werden. Neben einer einseitigen Stimmlippenlähmung kann sowohl die durch eine eingeschränkte Mobilität der Stimmlippe als auch die durch narbige und atrophische Veränderungen der Stimmlippe hervorgerufene Glottisschlussinsuffizienz behandelt werden.

Botulinumtoxin-Injektion

Stimmstörungen, die sich in Form von unwillkürlichen Krampfzuständen des Kehlkopfs bei der hoch differenzierten Bewegung der Stimmlippen hörbar äussern, werden als spasmodische Dysphonie bezeichnet. Diese spezielle Form einer neurologischen Stimmerkrankung wird mit einer Störung der zentralen motorischen Steuerung (fokale Dystonie) in Verbindung gebracht. In Oberflächenanästhesie kann ambulant eine Injektion mit dem Botulinum-Toxin in das muskuläre Zielgebiet über verschiedene Zugangswege erfolgen. Das Botulinum-Toxin wird dabei im Muskel gebunden und blockiert die Nervenfasern, so dass vorübergehend keine Fehlimpulse auf die Muskeln mehr möglich sind. In der Regel müssen die Injektionen in regelmässigen Abständen wiederholt werden, da mit dieser spezifischen Behandlung nicht die Ursache der Erkrankung beseitigt wird, aber das Symptom deutlich gemildert.

Abtragungen

Eine Vielzahl an gutartigen Stimmlippentumoren lässt sich sicher und effizient ohne Narkose im Wachzustand behandeln. In Abhängigkeit von der Beschaffenheit des Gewebes, der Grösse und Lokalisation kann eine Abtragung oder aber auch eine spezielle Laserbehandlung ambulant durchgeführt werden.

Narbensprengung

Ambulant kann mit Hilfe von intraläsionalen Steroidinjektionen eine Verbesserung der Stimmlippenbeweglichkeit und eine Verbesserung des Glottisschlusses verfolgt werden. Bei kleineren überschaubaren Defekten kann eine ambulante subepitheliale Narbensprengung versucht werden So kann nach einer erfolgreichen Expansion des narbigen Defekts eine Folgeinjektion beispielsweise mit Hyaluronsäure, falls notwendig, geplant werden. Mittlerweile werden auch angiolytische Laseranwendungen bei narbigen Veränderungen diskutiert.

Photoangiolytische Laserverfahren («Blauer Laser», truBlue-Laser®)

Mit der Weiterentwicklung der flexiblen Endoskopietechnik können mittlerweile unterschiedliche miniaturisierte mikrochirurgische Instrumente, aber auch Laserfasern im Arbeitskanal integriert werden. Ein innovatives und vielversprechendes Laserverfahren stellt die selektive Photoangiolyse dar. Hierbei interagiert spezifisches photoangiolytisches Laserlicht mit dem roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) und führt zu einer selektiven Verödung von kleinsten Mikrogefässen in der Stimmlippe. Mit dieser kontaktfreien Lasertechnik können beispielsweise laryngeale Papillome unter Schonung der empfindlichen Stimmlippenarchitektur gezielt und effizient endoskopisch behandelt werden.

Mikrolaryngoskopie und Phonochirurgie in Narkose

Bei der Abtragung von gutartigen Stimmlippentumoren sollten generell die funktionalen Aspekte der hoch differenzierten Stimmlippenarchitektur respektiert werden. Mikrochirurgische Techniken erfordern daher ein äußerst restriktives Vorgehen, damit das an die Pathologie angrenzende Gewebe nur minimal manipuliert wird. Wir bieten ein breites Spektrum an unterschiedlichen phonochirurgischer Techniken in Vollnarkose, die das Ziel allerbester Präzision verfolgt. Neben Abtragungen von Kehlkopftumoren werden auch Stimmlippenaugmentationen mit körpereigenem Material (Fett, Faszie) oder Eingriffe von aussen wie Thyreoplastiken (Rahmenchirurgie) und ästhetische Eingriffe im Bereich des Adamsapfels angeboten.

Logopädische Stimmtherapie

Im Rahmen der logopädischen Stimmtherapie wird auf Basis einer umfassenden Diagnostik der Einschränkungen der Stimmfunktion aus indirekten und direkten Behandlungsmethoden ein individueller Behandlungsplan erstellt. Die sogenannten indirekten Methoden umfassen die individuelle symptomorientierte Beratung der Patient und Patientinnen, wohingegen direkte Verfahren auf das Training und die Veränderung der Stimmfunktion abzielen. o Auswahl von direkten Behandlungsverfahren:

  • Funktionales Stimmtraining (FST)
  • Vocal Function Exercises (VFE)
  • Semi Occluded Vocal Tract Exercises (SOVTE) mit u.a. Tube Phonation (Lax Vox)
  • Taping
  • Reizstromtherapie
  • Atemtherapie

Alle Logopäden und Logopädinnen der Abteilung Phoniatrie und Klinische Logopädie verfügen über ein profundes Fachwissen und eine umfassende therapeutische Expertise im Bereich der Stimmheilkunde, die die zugrundeliegenden und teilweise sich wechselseitig beeinflussenden organischen und funktionellen Faktoren bei der Stimmbildung in der Diagnostik und Therapie berücksichtigen.

Verantwortliche Fachpersonen

Jörg Edgar Bohlender, PD Dr. med.

Leitender Arzt, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie

Tel. +41 44 255 58 30
Spezialgebiete: Diagnostik und Therapie von Stimmstörungen, Schluckstörungen, Laryngologie und Schwerpunkttitel Phoniatrie, Stimmverbessernde und stimmerhaltende Operationen

Meike Brockmann-Bauser, PD Dr. phil.

Leiterin Forschung&Klinische Logopädie, Klinik für Ohren-, Nasen-, Hals- und Gesichtschirurgie

Tel. +41 44 255 58 30
Spezialgebiete: Diagnostik und Therapie von Stimm- und Schluckstörungen, objektive akustische Stimmfunktionsdiagnostik

Für Patientinnen und Patienten

Wir bitten um eine schriftliche Anmeldung oder lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen. In dringenden Notfällen können Sie sich selber über die unten stehende Telefonnummer anmelden. Für Fragen nutzen Sie unser Kontaktformular.

Tel. +41 44 255 58 30
Kontaktformular

Für Zuweisende

Universitätsspital Zürich
Klinik für ORL
Frauenklinikstrasse 24
8091 Zürich

Tel. +41 44 255 58 30
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