Epilepsie Behandlung, Elektroenzephalographie, Evozierte Potentiale

Epilepsien gehören zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen und bedingen eine entsprechende elektrophysiologische Diagnostik, die zusammen mit anderen Untersuchungen in der Abteilung für Epileptologie angeboten wird.

Das Schlaflabor ist mit dieser Abteilung assoziiert und bietet das ganze Spektrum an modernen Untersuchungen und auch entsprechende Beratungen und Behandlungen an. Im Bereich Epileptologie besteht eine strategische Partnerschaft mit dem Zentrum für Epilepsie in Zürich. Die Schlafmedizin ist Teil des Interdisziplinären Zentrums für Schlafmedizin am USZ und ab 2012 Partner eines klinischen Forschungsschwerpunktes der Universität Zürich.

Erste Hilfe bei epileptischen Anfällen

In der Regel klingt ein epileptischer Anfall von allein wieder ab. Wichtig ist es, als beistehende Person die Ruhe zu bewahren und dafür zu sorgen, dass sich der Betroffene nicht verletzt. Einfache Grundregeln sollten beachtet werden.

Während des Anfalls:

  • Ruhe bewahren.
  • Verletzungen vermeiden, spitze oder scharfe Gegenstände aus dem Weg räumen.
  • Einen weichen Gegenstand (Kopfkissen oder Kleidungsstück) unter den Kopf legen, damit dieser Geschützt ist.
  • Gegebenenfalls einengende Kleidung lockern.
  • Nichts in den Mund stecken; auch nicht wenn sich die betroffene Person auf die Zunge gebissen hat.
  • Die Bewegungen der betroffenen Person nicht blockieren, so lange es keine Verletzungsgefahr gibt.

Nach dem Anfall:

  • Betroffene Person in stabile Seitenlage bringen.
  • Betroffene Person weiterhin beobachten.

Eine Notärztin oder ein Notarzt sollten gerufen werden, wenn:

  • der Anfall zum ersten Mal auftritt,
  • der Anfall länger als fünf Minuten dauert,
  • es innerhalb kurzer Zeit zu ungewöhnlich vielen Anfällen kommt,
  • die betroffene Person ungewöhnlich lange verwirrt oder nicht ansprechbar ist und
  • die betroffene Person verletzt ist oder nicht mehr atmet.

Mehr Informationen zum Thema erste Hilfe bei epileptischen Anfällen finden Sie im Flyer der Schweizerischen Epilepsie-Liga.

Was tun bei einem epileptischen Anfall?

Therapie der Epilepsie

Ein einzelner epileptischer Anfall muss nicht zwingend behandelt werden. Bei sehr selten auftretenden oder sehr leicht verlaufenden Anfällen wägen wir genau ab, ob und welche Therapie in Frage kommt.

Geheilt werden kann eine Epilepsie nicht, aber die Therapie kann die Symptome lindern beziehungsweise verhindern. Die meisten Menschen mit Epilepsie nehmen zur Vorbeugung von Anfällen Medikamente – sogenannte Antiepileptika (oder auch Antikonvulsiva genannt) – ein. Erzielt die medikamentöse Therapie nicht den gewünschten Erfolg, gibt es weitere Behandlungsmöglichkeiten.

Antiepileptika: Medikamente zur Vorbeugung eines Anfalls

Zur Behandlung stehen zahlreiche Medikamente aus verschiedenen Wirkstoffgruppen zur Verfügung. Welches Medikament wir Ihnen verschreiben, hängt davon ab, wie gut Sie das Medikament vertragen, welche Epilepsie-Form vorliegt und ob Begleiterkrankungen bestehen. Wirkt die Therapie mit einem einzelnen Präparat nicht dauerhaft, verschreiben wir ein Medikament aus einer anderen Wirkstoffgruppe oder er kombiniert verschiedene Medikamente miteinander.

Antiepileptika absetzen

Bei jeder Konsultation hinterfragen unsere Ärzte und Ärztinnen kritisch, ob eine medikamentöse Behandlung weiterhin notwendig ist. Vielen Menschen mit Epilepsie benötigen eine langfristige Behandlung. In manchen Fällen kann aber bei längerer Anfallsfreiheit ein Absetzversuch diskutiert werden.

Eine solche Entscheidung, inklusive der Vor- und Nachteile, wird der zuständige Arzt oder die zuständige Ärztin mit Ihnen ausführlich diskutieren. Das Absetzen von Medikamenten erfolgt dann in der Regel schleichend, unter regelmässiger ärztlicher Kontrolle und unter Einhalten von Vorsichtsmassnahmen (z.B. Verzicht auf das Autofahren und auf Tätigkeiten mit Verletzungsgefahr).

Epilepsiechirurgie: Wenn Antiepileptika nicht ausreichen

Ein neurochirurgischer Eingriff kann sinnvoll sein, wenn mindestens zwei Behandlungsversuche mit unterschiedlichen Antiepileptika die Anfälle nicht dauerhaft stoppen.

Zur Verfügung stehen unterschiedliche chirurgische Verfahren:

  • Operation: Hier wird der Bereich des Gehirns, der die fokalen Anfälle auslöst, operativ entfernt. Eine Operation ist mit Risiken verbunden und nur in gut ausgewählten Fällen durchführbar. So muss der Bereich des Gehirns, welcher die Anfälle veursacht, klar lokalisierbar sein. Dieser Bereich sollte sich nicht in einem Hirngebiet befinden, der für wichtige Funktionen wie Sehen oder Sprechen zuständig ist. Bei genetischen oder generalisierten Epilepsien ist eine solche Operation in der Regel nicht zielführend. Wir wägen deshalb sehr sorgfältig ab, ob eine Operation in Frage kommt.
  • Tiefe-Hirnstimulation: Bei diesem Stimulationsverfahren wird ein batteriebetriebener „Hirn-Schrittmacher“, der elektrische Impulse abgibt, unter die Haut implantiert. Der Schrittmacher ist verbunden mit Kontakten, welche in einer tiefen Hirnregion implantiert sind. Er soll die Aktivität der Nervenzellen beeinflussen und ihre Überaktivität verringern.
  • Vagusnerv-Stimulation: Bei diesem Stimulationsverfahren wird ebenso ein batteriebetriebener „Hirn-Schrittmacher“ unter die Haut implantiert. Der Schrittmacher ist am Halsbereich mit dem Vagusnerv verbunden. Er soll die Überaktivität der Nervenzellen verringern.

Therapie der Epilepsie bei Schwangerschaft

Eine Schwangerschaft führt nicht zu einer Verschlechterung der Epilepsie. Viele unserer Patientinnen haben unter unserer Betreuung eine sichere Schwangerschaft gehabt und gesunde Kinder zur Welt gebracht. Bei Frauen mit Epilepsie sollte aber eine Schwangerschaft frühzeitig mit einem Experten geplant und durch Spezialisten begleitet werden.

Bereits zu Beginn der Familienplanung sollten Frauen mit Epilepsie durch Experten und Expertinnen beraten werden. In erster Linie sollte die Epilepsie ausreichend behandelt sein, damit es während der Schwangerschaft nicht zu gefährlichen Anfällen kommt. Auf der anderen Seite sollten Antiepileptika auf eine möglichst tiefe aber ausreichend effektive Dosis eingestellt werden. Dieser Prozess erfordert Zeit und man sollte ihn deswegen frühzeitig planen.

Bei Frauen im gebärfähigen Alter, welcher Antiepileptika einnehmen, empfehlen wir die Einnahme von Folsäure (Vitamin B9). Folsäure ist ein Vitamin, welches das Risiko für kindliche Fehlbildungen reduzieren kann. Dies sollte noch vor Eintreffen der Schwangerschaft getan werden.

Die wesentliche Gefahr, welche von manchen Antiepileptika ausgeht, ist das Risiko für kindliche Fehlbildungen. Dieses Risiko ist je nach Substanz 2- bis 3-fach erhöht im Vergleich zu einem ca. 1-1.5%-igen Risiko bei unbehandelten Frauen mit Epilepsie. Zu den häufigsten Fehlbildungen unter antiepileptischen Medikamenten gehören Fehlbildungen am Nervensystem, Herzscheidewand, Gaumen- und Lippenspalten. Für die einzelnen Wirkstoffe wurden folgende Fehlbildungsraten beschrieben: nicht-exponiert 1-1.5%, Lamotrigin 2-3%, Levetiracetam 2-3%, Oxcarbazepin 2-3%, Carbamazepin 3-5.5%, Topiramat 4-5%, Phenytoin 3-6.5%, Phenobarbital 5.5-6.5%, Valproinsäure 9-10%.

Generell ist unter der Behandlung mit nur einem Antiepileptikum das Missbildungsrisiko niedriger als bei Behandlung mit mehreren Antiepileptika gleichzeitig. Zu den Medikamenten mit vergleichsweise günstigem Risiko bezüglich kindlicher Missbildungen zählen Lamotrigin und Levetiracetam; mittleres Risiko für Carbamazepin und Oxcarbazepin; erhöhtes Risiko für Phenobarbital und Topiramat; hohes Risiko für Valproinsäure. Die Effekte von Valproinsäure, Phenobarbital, Carbamazepin (mehr als 700 mg pro Tag) und möglicherweise auch Lamotrigin (mehr als 300 mg pro Tag) sind dosisabhängig. Zudem bestehen bei Valproinsäure Risiken von kindlichen Problemen in der Sprache und im IQ, welche dosisabhängig sind.

Zusammenfassend ist eine ausreichende, aber insgesamt niedrigdosierte, antiepileptische Behandlung mit einem Wirkstoff mit günstigem Profil sowie die Einnahme von Folsäure empfehlenswert. Während der Schwangerschaft sind in etwa monatliche Blutspiegelkontrollen der Medikamente empfehlenswert, weil der Blutspiegel von vielen Medikamenten deutlich abfallen kann und somit eine Dosiserhöhung notwendig sein kann.

Elektroenzephalografie (EEG)

Wir bieten elektrophysiologische Dienstleistungen für Kliniken und Institute des USZ, auswärtige Spitäler, praktizierende Ärztinnen und praktizierende Ärzte an, darunter

  • das konventionelle Skalp-EEG
  • das EEG nach überwachtem Schlafentzug
  • das telemetrische EEG- und Verhaltens-Langzeit-Monitoring
  • das elektrophysiologische Monitoring von Koma-Patienten und Koma-Patientinnen, bei Pentothal-Koma Behandlungen und von Patienten und Patientinnen mit Status epilepticus (Wachsaal-Bereich, Intensivmedizin – Bereich)

Evozierte Potentiale (EP; Visuelle, Somatosensible, Akustische)

Folgende Untersuchungen bieten wir an:

  • visuell evozierte Potentiale (VEP) zur Beurteilung des Sehnerven und der Sehbahn, beispielsweise bei der Diagnostik der Optikusneuritis bei Multipler Sklerose.
  • akustisch evozierte Potentiale zur Beurteilung der Hörbahn vom Innenohr bis zum Hirnstamm und zur Hörrinde.
  • somatisch evozierte Potentiale (SEP, auch SSEP für somatosensibel evozierte Potentiale) für die Beurteilung der peripheren sensiblen Nerven und der zentralen somatosensiblen Leitungsbahn.

Verantwortliche Fachpersonen

Marian Galovic, Ph.D., PD Dr. med.

Oberarzt meV, Klinik für Neurologie

Tel. +41 44 255 55 11
Spezialgebiete: Epileptologie, Elektroenzephalographie (EEG), Evozierte Potentiale

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen.

Für Zuweisende

Weisen Sie Ihren Patienten oder Ihre Patientin einfach online zu.

 

Universitätsspital Zürich
Klinik für Neurologie
Abteilung für Epileptologie
Frauenklinikstrasse 26
8091 Zürich

Tel. +41 44 255 55 31
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