Tinnitus – Behandlung

Bei der kognitiven Verhaltenstherapie (kurz KVT) handelt es sich um das bei Tinnitus am besten evaluierte Therapieverfahren. Das Ziel der Behandlung besteht darin, krankheitsverstärkende Muster auf kognitiver, emotionaler und verhaltensbezogener Ebene bewusst zu machen und entsprechend zu modifizieren.

Ein typisches Beispiel für derartige krankheitsverstärkende Muster wäre die Annahme, der Tinnitus werde im Verlauf immer schlimmer und könne zu Taubheit führen (kognitiv). Die damit verbundene Angst vor der Zukunft (emotional) resultiert auf Verhaltensebene in einer dauernden Fokussierung auf den Tinnitus („Ist er seit gestern lauter geworden?“) und im Vermeiden jeglicher akustischer Exposition (was kontraproduktiv ist, da Ruhe in der Regel zu einer Zunahme der Tinnituswahrnehmung führt).

Die Interventionen der KVT zielen auf die Vermittlung von Strategien zur

  • Verringerung der Aufmerksamkeitsfokussierung auf die Ohrgeräusche,
  • Umbewertung des Tinnitus und seiner Konsequenzen sowie
  • einer verbesserten Bewältigung (zum Beispiel Vertrauen in die eigene Einflussnahme und Aufgabe von vermeidendem Verhalten). Zur KVT des Tinnitus bieten wir Therapien sowohl im Einzelsetting als auch im Rahmen von Gruppentherapie für Betroffene an.

Ambulante Therapie für Menschen mit chronischem Tinnitus

  • Chronischer Tinnitus wir heute dem sogenannten bio-psycho-sozialen Modell zugeschrieben. Das bedeutet, dass psychologischen Faktoren eine wichtige Rolle in der Entstehung und/oder Aufrechterhaltung von chronischem Tinnitus zugesprochen werden. Entsprechend werden am USZ tinnituspychotherapeutische Verfahren im Rahmen der Diagnostik und Therapie eingesetzt.
  • Hilfreich kann eine Psychotherapie sein, um den Tinnitus als Symptom und seine Auslöser zu behandeln. Insbesondere mit der Verhaltenstherapie haben wir gute Erfahrungen gesammelt. Dadurch lernen Betroffene, negative Gedankenfolgen durch neue, positive zu ersetzen.
  • Wir bieten sowohl Psychotherapien im Einzelsetting als auch im Rahmen einer Gruppentherapie für Menschen mit chronischen Schmerzen an. Letzter dient einerseits dazu Informationen über die Mechanismen und Umgangsmöglichkeiten mit und von chronischen Schmerzen und zum anderen einem Austausch zwischen Betroffenen.
  • Auch bieten wir weitere Entspannungsverfahren in Form von Progressiver Muskelentspannung in Gruppentherapie nach Jacobson an.

Ablauf

Die Erstabklärung erfolgt durch die Fachärzte und Fachärztinnen der ORL am USZ im Rahmen der Tinnitussprechstunde. Nach Indikation wird das Tinnitusteam der Klinik für Psychosomatik und Konsiliarpsychiatrie zur weiteren Abklärung respektive Behandlung hinzugezogen. Zwischen den unterschiedlichen Fachdisziplinen erfolgt ein regelmässiger Austausch zur Besprechung der Patienten und Patientinnen.

Wie Sie sich selbst bei Tinnitus helfen können

Ein Tinnitus – ob akut oder chronisch – kann sehr belastend sein. Im Fall des akuten Tinnitus direkt nach einem Knalltrauma oder extremem Stress, können Sie mit einiger Sicherheit damit rechnen, dass der unerwünschte Schall im Ohr von allein wieder verschwindet. Schonen Sie nach dem Ereignis für einige Tage Ihre Ohren.

Ansonsten existieren sowohl für einen akuten als auch für einen chronischen subjektiven Tinnitus Strategien, mit denen Sie selbst den Ohrgeräuschen wie auch der Belastung, die dadurch entsteht, begegnen können:

  • Bauen Sie Stress ab: Lernen Sie eine Entspannungstechnik. Oft hilft es in hektischen Zeiten auch schon, sich auf den Atem zu konzentrieren. Wenn wir angespannt sind, neigen wir dazu, nur flach in den Brustkorb zu atmen. Üben Sie bewusst Bauchatmung und setzen Sie sie ein, wenn Sie sich unter Druck fühlen.
  • Meiden Sie die Stille: Zwar ist es vor allem Lärm, der dem Gehör schadet, doch in absoluter Stille treten Ohrgeräusche noch stärker in den Vordergrund. Hören Sie beispielsweise beim Einschlafen leise Musik, Vogelzwitschern, Windrauschen, Wasserplätschern oder andere Naturgeräusche, die Sie als angenehm empfinden.
  • Werden Sie aktiv: Wenn Sie sich zurückziehen und der Dauerbeschallung in Ihrem Ohr zu viel Aufmerksamkeit widmen, können Sie das Symptom verstärken. Sport, Treffen mit Freunden und andere Aktivitäten lenken Ihre Aufmerksamkeit ab vom Tinnitus hin zu positiven Erfahrungen.
  • Nutzen Sie Tinnitus als Frühwarnsystem: Ändern Sie Ihre Haltung gegenüber dem Tinnitus. Sehen Sie ihn als Signal Ihres Körpers, der Sie vor Überlastung warnen will, statt ihn als Beeinträchtigung zu betrachten. Deuten Sie ihn somit positiv um.
  • Lernen Sie zu überhören: Lauschen Sie dafür täglich etwa zehn Minuten klassischer Musik oder einem Musikstück mit mehreren Instrumenten. Regeln Sie die Lautstärke so, dass Sie das Stück gerade noch hören. Konzentrieren Sie sich nun auf ein Instrument und versuchen Sie, ihm durch aktives Zuhören zu folgen.

Für Patientinnen und Patienten

Sie können sich als Patientin oder Patient nicht direkt zu einer Konsultation anmelden. Bitte lassen Sie sich durch Ihren Hausarzt, Ihre Hausärztin, Ihren Spezialisten oder Ihre Spezialistin überweisen.

Für Zuweisende

Für Patienten und Patientinnen, welche noch nicht abgeklärt wurden, ist die Klinik für ORL am USZ Hauptansprechpartner.

Wurden bereits diverse Abklärungen durchgeführt, respektive ist eine Therapie mit psychosomatischem Schwerpunkt erforderlich, können Patienten und Patientinnen auch direkt an die Klinik für Psychosomatik und Konsiliartherapie zugewiesen werden.

Dieses Angebot richtet sich an Menschen im Alter von 18 bis 65 Jahren.

Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik
Universitätsspital Zürich
Culmannstrasse 8
8091 Zürich

Tel. +41 44 255 52 80
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