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Patienten sind von der Hitze-Welle besonders belastet

Zuletzt aktualisiert am 14. Dezember 2021 Erstmals publiziert am 31. Juli 2018

Temperaturen tagsüber von über 30 Grad, das belastet Patienten im Spital besonders. Wir wollten von Ramona Odermatt, fachführende Pflegeexpertin am USZ wissen, wie in der Pflege die Patientinnen und Patienten unterstützt werden.

Ramona Odermatt, es heisst, man soll bei Hitze viel trinken. Was bedeutet das konkret?
Gemäss Ernährungsguideline sollten Menschen täglich 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit zu sich nehmen. Bei Hitze verliert man insbesondere durch das Schwitzen mehr Flüssigkeit, deshalb sollte man an diesen Tagen rund einen halben Liter Flüssigkeit zusätzlich zu sich nehmen. Trinken sollte man an heissen Tagen, bevor der Durst spürbar ist.

Welche Getränke sind ideal, bzw. was geben Sie den Patienten zu trinken?
Ideal ist Wasser, z.B. mit etwas Zitronensaft für etwas Geschmack und Abwechslung oder auch verdünnte Fruchtsäfte oder gekühlten Tee. Uns ist aber vor allem wichtig, dass die Patienten ausreichend trinken, deshalb dürfen es auch mal weniger gesunde Getränke sein, wenn dies vom Patienten gewünscht ist. Zusätzlich nimmt man Flüssigkeit auch über das Essen auf. Wasserhaltige Früchte wie Wassermelonen sind daher eine weitere Möglichkeit zur Flüssigkeitsaufnahme. Wenn jemand nicht ausreichend trinken mag, empfehlen wir auch diese Option.

Was ist mit Patienten, die selbst nicht trinken können oder an Nierenproblemen leiden?
Patienten, die nicht oder nur wenig trinken dürfen, bieten wir eine Sprayflasche für die regelmässige Befeuchtung der Mundschleimhaut an. Die Sprayflasche kann mit Wasser oder einer anderen Flüssigkeit befüllt werden. Auch das regelmässige Spülen des Mundes mit Wasser kann helfen, Durstgefühle zu lindern. Patienten mit eingeschränkter Trinkmenge, beispielsweise wegen Nierenproblemen, bekommen auf Wunsch Eiswürfel zum Lutschen, das gibt ein erfrischendes Gefühl.

Vor Operationen dürfen die Patienten längere Zeit nichts trinken. Ist diese verkürzt, wenn es so heiss ist? Oder wie gehen Sie damit um?
Nein, es gibt keine Verkürzung der Nüchternzeit im Sommer. Trinken von Wasser ist bis 2 h vor einer Operation erlaubt. Sollte ein Patient starken Durst haben, nehmen wir Rücksprache mit der Anästhesie und suchen nach einer individuellen Lösung. Möglich ist z.B. einen Infusionszugang zu legen und so Flüssigkeit zu verabreichen.

Weshalb ist die Hitze überhaupt problematisch?
Besonders für ältere oder schwer kranke Patienten ist die Hitze eine zusätzliche Belastung von Herz und Kreislauf. Dies kann sich in Form von Müdigkeit, einem Schwächegefühl oder auch Schwindel zeigen. Manche Patienten leider auch an Konzentrationsschwierigkeiten oder Kopfschmerzen.

Wie unterstützt die USZ-Pflege die Patienten, um die Hitze zu lindern?
Die Basismassnahmen sind ähnlich wie zu Hause: gut lüften, einen Paravent in die Türenrahmen stellen anstatt die Türen zu verschliessen und rechtzeitig am Morgen die Fensterläden schliessen. Wir unterstützen die Patienten zusätzlich durch täglich mehrfache Körperpflege und ersetzen die schweren Duvets durch Leintücher. Die sonst eher ungeliebten Patientenhemden sind in dieser Zeit dafür angenehm.

Wir passen aber auch die Tagesplanung an die Temperaturen an und nehmen die Patienten nicht dann auf, wenn es am heissesten ist. Im Weiteren haben wir Coldpacks zur Kühlung und können kühlende Fuss- oder Handbäder machen, sogar mit crushed Ice. Das Eis bieten wir natürlich auch für die Getränke an. Wenn es die Ernährung zulässt, können die Patienten auch bei der Hotellerie Glacé bestellen.

Ramona Odermatt ist fachführende Pflegeexpertin am USZ. Sie hat einen Master of Science in Pflege und Weiterbildungen im Management. Ihre Hauptaufgabe am USZ ist die Führung der pflegerischen Fachentwicklung und Sicherstellung der Pflegequalität im Medizinbereich AST. Zudem hat Sie die Leitung des PflegeexpertInnenteams im Medizinbereich AST und ist als Pflegeexpertin in der Viszeral- und Transplantationschirurgie klinisch tätig.