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Mich hat eine Zecke gebissen – wie weiter?

Zuletzt aktualisiert am 29. September 2023 Erstmals publiziert am 15. Juni 2022

Zecken sind nicht nur im Frühling und Sommer aktiv. Was tun bei einem Zeckenbiss? Welche Krankheiten können Zecken übertragen? Und was ist zum neuen ALS-Virus bekannt? Wir beantworten die häufigsten Fragen.

Muss man auch im Herbst und Winter auf Zecken achten?

Zecken treten von Frühjahr bis in den Herbst hinein besonders häufig auf. Sie sind jedoch schon ab ca. acht Grad Celsius aktiv. Bei milden Temperaturen kann man Zecken also durchaus auch im Winter finden. Man sollte deshalb immer aufmerksam sein und sich grundsätzlich vor Zeckenbissen schützen, indem man lange Kleidung und geschlossenes Schuhwerk trägt, wenn man sich in einer Umgebung aufhält, in der Zecken vorkommen. «Zeckensprays» bieten einen zusätzlichen Schutz.

Was kann man sonst noch tun, um Zeckenbisse zu verhindern?

Zeckenbisse werden häufig nicht bemerkt, deshalb sollte man nach Aufenthalten in der Natur den ganzen Körper und die Kleidung nach Zecken absuchen, auch wenn man die Haut bedeckt oder ein Zeckenabwehrmittel eingesetzt hat. Zecken stechen besonders häufig an Körperstellen, wo die Haut dünn, warm und feucht ist. Dies sind zum Beispiel die Kniekehlen, die Innenseite der Oberschenkel, die Leistenregion, der Hals sowie der Nacken und die Achselhöhlen.

Wie soll man vorgehen, wenn man von einer Zecke gebissen wurde?

Je länger eine Zecke Blut saugt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung von Krankheiten. Wird eine Zecke entdeckt, ist es deshalb wichtig, diese so schnell wie möglich und ohne jegliche Vorbehandlung zu entfernen. Am besten fasst man die Zecke direkt über der Haut mit einer Zeckenpinzette, einem Zeckenhaken oder einer Zeckenkarte und zieht sie langsam und gleichmässig heraus. Falls kein entsprechendes Werkzeug zur Verfügung steht, kann die Zecke notfalls mit den Fingernägeln entfernt werden. Nach Entfernen der Zecke sollte die Einstichstelle gründlich desinfiziert werden. Häufig kommt es im Verlauf zu einer lokalen kleinen Hautreaktion. Zum Arzt gehen sollten man, wenn zum Beispiel grippeartige Symptome oder eine grossflächige Hautreaktion auftreten.

Welche Krankheiten können in der Schweiz durch einen Zeckenbiss ausgelöst werden und wie gefährlich sind sie?

In unseren Breitengraden können Zecken verschiedene Krankheitserreger auf den Menschen übertragen. Am häufigsten sind die Lyme Borreliose, verursacht durch das Bakterium B. burgdorferi, und die Frühsommer-Meningo-Enzephalitis, verursacht durch das FSME-Virus. Ebenfalls kann die Tularämie (Hasenpest) durch Zecken übertragen werden. Weitere Erkrankungen wie die Ehrlichiose oder Rickettsiose sind Raritäten.

Lyme Borreliose

Gemäss Schätzungen des Bundesamts für Gesundheit (BAG) sind in der ganzen Schweiz etwa 5-30 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert, jährlich erkranken 8’000-15’000 Personen an Lyme Borreliose. Die Krankheit manifestiert sich auf sehr unterschiedliche Weise (s.u.) und kann mit einer antibiotischen Therapie behandelt und – bei rechtzeitiger Diagnose und Therapie – auch vollständig geheilt werden.

Frühsommer-Meningo-Enzephalitis

Ca. 0.5 Prozent aller Zecken in der Schweiz sind Träger von FSME-Viren. Die Risikogebiete haben sich in den letzten Jahren ausgedehnt. Aktuell sind in der Schweiz bis auf das Tessin und Genf alle Regionen betroffen. In der Schweiz erkranken etwa 200-400 Personen pro Jahr an FSME. Gegen FSME gibt es keine wirksame Therapie. Es können lediglich Symptome gelindert werden.

Die Hasenpest

Die Hasenpest wird durch das Bakterium Francisella tularensis verursacht. Die Hasenpest ist sehr selten, in den letzten Jahren sind die Fallzahlen in der Schweiz jedoch zunehmend. Bei entsprechender Diagnose kann eine antibiotische Therapie eingeleitet werden.

Anfang Jahr wurde über ein neu auftretendes Virus berichtet, das von Zecken übertragen wird. Was weiss man bisher darüber?

Das Alongshan-Virus (ALSV) konnte 2021/2022 in Zecken in der Schweiz nachgewiesen werden. Welche Auswirkungen dieses Virus für den Menschen hat, ist aber noch nicht abschliessend geklärt. Erstmals nachgewiesen wurde es 2017 in China bei Patientinnen und Patienten mit einer Vorgeschichte von Zeckenbissen und Symptomen des FSME-Virus. In der Schweiz wurde es noch nie in einer Patientin oder einem Patienten isoliert. Spezifische Test stehen noch nicht zur Verfügung, in Verdachtsfällen kann jedoch mit einer viralen metagenomischen Sequenzierung abgeklärt werden, ob das ALSV vorhanden ist.

Auf welche Symptome muss man nach einem Zeckenbiss geachtet werden und wie soll man vorgehen, wenn sie auftreten?

Symptome bei Lyme Borreliose

Nach einem Zeckenbiss mit Übertragung von Borrelien kann es einige Tage später zu einer Wanderröte (Erythema migrans) kommen. Dabei handelt es sich um eine Entzündung der Haut im Bereich der Stichstelle, die sich im Verlauf ringförmig ausdehnt und zentral wieder verblasst, ähnlich dem Bild einer Zielscheibe. Diese Hautmanifestation ist von der lokalen und harmlosen Hautreaktion zu unterscheiden, welche typischerweise nur gerade um die Stichstelle auftritt und sich nicht über 5 cm ausdehnt.

Bei einer Borrelien-typischen Hautreaktion sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine antibiotische Therapie einzuleiten. In seltenen Fällen können mehrere Wochen bis Jahre nach Übertragung von Borrelien unterschiedliche Symptome auftreten. Es kann zu Gelenkentzündungen kommen, hier ist meistens das Kniegelenk betroffen. Weiter können Herzrhythmusstörungen oder Entzündungen des Nervensystems auftreten. In diesen Fällen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine Borreliose zu diagnostizieren oder auszuschliessen. Bei Bestätigung wird der Arzt eine Antibiotika-Therapie empfehlen.

Symptome bei Frühsommer-Meningo-Enzephalitis

Die FSME verläuft typischerweise in zwei Phasen: Die erste Phase dauert sieben bis vierzehn Tage nach dem Zeckenbiss. In dieser Zeit können grippale Symptome wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit oder Gelenkschmerzen auftreten, die aber nach wenigen Tagen wieder vollständig verschwinden. Für einen kleinen Teil der Patienten kommt es nach einem beschwerdefreien Intervall zu einer zweiten Phase, in der das Nervensystem befallen wird: Hirnhaut- oder Gehirnentzündung, Lähmungen der Gesichtsnerven, der Arme oder Beine. Schwere Verläufe können zu bleibenden Schäden oder sogar zum Tod führen.

Symptome bei Hasenpest

Bei der Hasenpest kommt es innerhalb von etwa zehn Tagen nach dem Zeckenbiss zu Geschwüren im Bereich der Stichstelle mit gleichzeitig vergrösserten Lymphknoten in der Region der Stichstelle. Bei diesen Symptomen sollte ein Arzt aufgesucht werden, um eine antibiotische Therapie einzuleiten.

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

Im Volksmund spricht man von einem Zeckenbiss. Wissenschaftlich korrekt ist jedoch Zeckenstich: Die Zecke dringt zuerst mit ihrem scherenartigen Mundwerkzeug in die Haut ihres Opfers ein. Dann sticht sie mit ihrem Stechrüssel zu und saugt sich über mehrere Tage mit Blut voll.

Welche Impfungen sind möglich und empfohlen?

Von den in der Schweiz vorkommenden Zecken-übertragenen Erkrankungen gibt es lediglich gegen FSME eine wirksame Impfung. Personen, die im Verbreitungsgebiet der FSME-Erreger wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten, wird empfohlen, sich gegen FSME impfen zu lassen. Für eine vollständige Immunisierung sind drei Impfdosen erforderlich. Im Verlauf sind Auffrischimpfungen alle zehn Jahre empfohlen. Die Kosten für die Impfung werden von den Krankenkassen gemäss den Empfehlungen im Rahmen der Grundversicherung übernommen.